DIE AMPER BEI AMPERMOCHING
21. MAI 2020
Münchner fahren an Wochenenden meistens in den Süden. Weil die Berge eine besondere Anziehungskraft ausüben. Im Norden hingegen suchen eher die Ansässigen und wenige Ausflügler nach Naherholungszielen. Es lohnt sich! In der Gegend zwischen Ampermoching und Haimhausen findet man entlang der Amper wunderschöne, naturbelassene Landschaften.
Zu erreichen ist Ampermoching am besten mit dem Auto, denn da dauert die Fahrt etwa 30 Minuten, während man mit öffentlichen Verkehrsmitteln (S-Bahn und Bus) fast das Dreifache benötigt. Glücklicherweise bietet die Parkplatzsuche keinerlei Probleme, da die Gegend im Gegensatz zu den südlicheren Regionen kein großes Ziel für Erholungssuchende ist.
Wanderkarte: München Nord und West 1 : 50 000: Fürstenfeldbruck, Dachau, Freising-Aichach |
Wir parken auf dem kleinen Parkplatz gegenüber dem Restaurant Preto e Branco, am westlichen Rand des Ortes. Von da aus führt ein kurzer Weg in Richtung Süden. Nach etwa zweihundert Metern biegen wir links ab und kommen, an einem kleinen Recyclinghof vorbei, in wenigen Minuten an die Amper. Kurz davor ein Fest für die Augen: eine Feuchtwiese mit einem Meer von reifen Löwenzahnpflanzen („Pusteblumen“), gelb gesprenkelt mit Butterblumen („Ranunculus acris“).
Löwenzahn
Das Ampertal und dabei insbesondere die Amper selbst und ihre Aue mit Niedermoorflächen wurde wegen des Vorkommens von wertvollen Lebensräumen und seltenen Tier- und Pflanzenarten auch als Fauna-Flora-Habitat nach der FFH-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft ausgewiesen.
Urwald am Fluss
Der Uferweg ist ein schmaler, aber gut begehbarer Pfad, der durch die urwaldähnlichen Amperauen leitet, und immer wieder schöne Blicke auf die Amper und ihre Altwasser freigibt. Eine beeindruckende Landschaft!
Der Fluss ist von zahlreichen dieser Altwasser flankiert; das sind ehemaliger Flussarme, die keine Verbindung mehr zum Hauptstrom haben und dadurch zum Stillgewässer geworden sind. Sie sind natürlicher Bestandteile der Auelandschaft und ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Insekten.
Schilf in einem Altwasser
Die beiden Ufer der Amper sind hier zum Landschaftsschutzgebiet deklariert worden. Landschaftsschutzgebiete werden für den besonderen Schutz von Natur und Landschaft ausgewiesen. Im Gegensatz zu Naturschutzgebieten, sind Landschaftsschutzgebiete häufig größflächiger und haben zumeist geringere Nutzungseinschränkungen. Es sind meist Gebiete, die für die Erholung der Menschen wichtig sind.
Aulandschaft
In Naturschutzgebieten hat der Schutz von Natur und Landschaft Vorrang vor menschlichen Nutzungen. Ein Naturschutzgebiet muss nicht ausschließlich für den Schutz ganzer Landschaften ausgewiesen werden, sondern kann auch einzelne Lebensräume oder gefährdete Tier- und Pflanzenarten schützen.
Rote Lichtnelke (Silene dioica)
Schöllkraut (Chelidonium majus)
Und weil wir schon bei den Begriffen sind: Es gibt noch die Kategorie Naturpark. Naturparks sind großräumige Gebiete, die sowohl Landschaftsschutz- als auch Naturschutz­:gebiete umfassen und für den nachhaltigen Tourismus (Erholungsfunktion) erschlossen wurden.
Echter Hartriegel
An diesem Frühlingswochentag sind nicht viele Menschen unterwegs an der Amper. Ab und zu kommt uns eine radelnde Familie entgegen, einmal sehen wir eine Gruppe Kayakfahrer recht flott über das Wasser gleiten. Während weiter im Süden, in den Naturschutzgebieten „Ampermoos“ und „Amperaue“, das Fahren auf der Amper im Schlauchboot oder Kayak bis zum 15.Juli verboten ist, scheint es hier erlaubt zu sein.
Ruhige Kajaykfahrt
Die Amper hält stellenweise allerdings so manche Stromschnelle bereit, die mit zunehmender Nähe zu Dachau auch häufiger werden. Das kann für Unerfahrene ungemütlich werden!
Stromschnellen
An einer Stelle, wo ein toter Nebenarm der Amper Ende des 19. Jahrhunderts war der Biber in Bayern nahezu ausgerottet. Mittlerweile ist er wieder zu einem Bestandteil der bayerischen Kulturlandschaft geworden und genießt besonderen Schutz, so dass Vertreibung, Fang oder Bejagung verboten sind.
Die Spuren des Bibers
Auch hier im Landkreis Dachau ist eine Ausbreitung des Biberbestandes festzustellen. Das Landratsamt geht davon aus, dass der Biber flächendeckend im Landkreis verbreitet ist und alle wichtigen Fluss- und Bachläufe besiedelt hat. Das ist auch am Amperufer kaum zu übersehen. Dort wird der Biber von den zahlreichen Nagespuren an den Bäumen und Sträuchern verraten. Einige Bäume mussten bereits gefällt werden, andere wurden zu ihrem Schutz umzäunt.
Man könnte zwar über Ottershausen und das andere Amperufer den Rückweg in Angriff nehmen, wir ziehen es aber vor, den selben Weg zurück zu marschieren, so schön fanden wir die Natur auf dieser Uferseite.
Wald im Licht
In dieser späten Nachmittagsstunde – es ist inzwischen 18 Uhr geworden – und weil wir in die andere Richtung gehen, bietet die Landschaft sowieso eine andere Perspektive. Zumal der letzte Dunst vom Himmel verschwunden ist und das Licht samtene Farbtöne angenommen hat.
Wie am Anfang der Zeit
War bei mir auf dem Hinweg das Staunen über die dicht bewachsene Böschung und manch riesige Eiche oder Weide hervorherrschend, so ist es jetzt dieses zauberhafte Licht, das mich fast in Trance versetzt.
HINWEIS: Vor einiger Zeit habe ich im Web eine sehr interessante und nützliche Seite aufgestöbert: das Geoportal Bayern. Es handelt sich um ein spezielles Webportal, das eine Suche nach digitalen geographischen Informationen (Geodaten) nach verschiedenen Aspekten ermöglicht. So kann man beispielsweise beim Oberbegriff „Freizeit in Bayern“ die Wander- oder Radwege einblenden.
Beim Oberbegriff „Umwelt“ kann man hingegen räumliche Informationen auf die Landkarte einblenden wie die Fläche von Naturschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten, Vogelschutzgebieten etc. Ähnliche Portale gibt es auch für die anderen Bundesländer!
BUCHTIPP: Was blüht denn da? (Kosmos-Naturführer)
Seit 1935 ist „Was blüht denn da?“ das populärste Pflanzenbestimmungsbuch. Die Grundidee ist so einfach: Blühende Pflanzen fallen vor allem durch ihre Farbe auf. Was liegt also näher, als Blumen nach der Farbe ihrer Blüten zu bestimmen? Jetzt präsentiert sich „Was blüht denn da?“ im neuen, frischen Gewand und wartet mit komplett aktualisiertem Inhalt und vielen Detailabbildungen auf.