AUSFLUGSZIELE

STAND: JANUAR 2024


BAD BAYERNSOIEN


14. Juni 2021

Bad Bayersoien ist eine auf 800 m Höhe liegende kleine Gemeinde (etwa 1200 Einwohner) im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Sie wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Luftkurort er­nannt und später zum Heilbad. Bevor der Ort zur selbst­ständigen Gemeinde wurde, wurde er bis 1818 vom Kloster Ettal verwaltet.


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Wenn man gemächlich mit dem Auto nach Bad Ba­yer­soien kommt und dabei das Glück hat, an einem kla­ren Tag unterwegs zu sein, da kommt man nicht um­hin, festzustellen, dass man durch eine der schönsten Hü­gel­landschaften des Voralpenlandes fährt.



Es war eine der weisesten Entscheidungen des Ba­yer­soiener Gemeinderats, als er 1963 einstimmig be­schloss, die Bundesstraße 23 (Garmisch-Augsburg) aus den Ort hinaus zu verlegen. Es war die Zeit, in der die meis­ten Dörfer hierzulande mit einem autogerechten Ausbau ihrer Dorfstraßen die aus Jahrhunderten ererbten Schönheit ihres Ortsbildes zerstörten. Was im Wege stand, wurde abgerissen, Stadl, Brunnen, Zäune, Vor­gärten und Hausbänke. Damit der Verkehr noch lauter, schneller und rücksichtsloser durchrauschen konnte.

Hinterhof

Bayersoien ist diese endgültige Vernichtung erspart ge­blieben. Wer heute mit wachen Augen in den Ort hi­nein­fährt, dem verschlägt es wohl vor Staunen die Sprache. Ein so schönes wohlerhaltenes Dorf mit mäch­ti­gen intakten alten Bauernhäusern mit Brunnen, Gärten, großen Bäumen. Keine hässlichen neon­be­leuch­teten Fassaden von Bankgebäuden, kein riesengroßes Schau­fenster einer Supermarktkette. Die Haupt­straße ist nicht schnurgerade, sondern kurvig, kein Schilderwald, keine trostlosen Peitschenlampen, kei­ne Ver­kehrs­inseln und Parkbuchten verunstalten die Ansicht dieser Straße.

Lüftlmalerei

Der Gemeinde gelang ein Wunder, dass völlig konträr zum damaligen Zeitgeist war: der Rückbau der Dorf­straße. Sie bekam wieder ein Stück ihrer alten Schönheit zurück, in­dem eine Baumschutzverordnung er­las­sen wurde, Schil­der, Straßenmarkierungen und Peitschenlampen entfernt und Verengungen wieder­her­ge­stellt wurden. Viele bürokratische Hürden mussten überwunden wer­den, die Straßenbaubehörde muss­te über­zeugt wer­den. Der damalige Bürgermeister Greinwald ließ aber nicht locker.

Das Ergebnis einer solchen politischen Einstellung war, dass Bad Bayersoien den ländlichen Charakter seines Dorfbilds bewahren konnte. Die traditionellen Bau­ern­hö­fe sind geblieben und die kleinen urigen Gast­häu­ser mussten nicht klotzigen Hotels weichen. Der „touristisch-alpine Baustil“ hat nicht über­hand­ge­nom­men. Eine Zersiedlung des Ortes ist ausgeblieben.

Das katholische Pfarrhaus

Freilich fehlen hier auch die Voraussetzungen für einen Massentourismus „à la Ötztal“. Zu sanft sind die Hänge der umliegenden Berge für einen umfangreichen Ski­be­trieb. Auch diese Tatsache hat sicher dazu bei­ge­tra­gen, dass der idyllische Charakter des Ortes bewahrt erden konnte.


BUCHEMPFEHLUNG:
Rother Wanderführer Pfaffenwinkel: Weilheim - Murnau - Schongau.
Der Pfaffenwinkel ist eingebettet in das liebliche bayerische Voralpenland. Der Rother Wan­der­führer »Pfaffenwinkel« stellt 51 Touren rund um Weilheim, Murnau und Schongau vor. Die Auswahl reicht von gemütlichen Spa­zier­gängen am Seeufer bis zu aus­sichts­rei­chen Wanderungen über Höhenrücken.

Als ich meinen ersten Spaziergang durch den Ort un­ter­nehme, komme ich aus dem Staunen kaum heraus: Das Auf und Ab der Wege, die zahlreichen, nie über­di­mensio­nierten typisch bayerischen Wohn­häuser mit ihren blu­men­behangenen Balkonen, die kleinen, teils ver­wil­derten Gärten und Hinter­höfe, die auf einer kleinen Erhebung situierte barocke Pfarr­kirche, sie geben dem Ort eine Aus­strah­lung, die mich gefangen nimmt.


Die katholische Pfarrkirche St. Georg liegt im historischen Ortskern von Bad Bayersoien, aber etwas zu­rück­gesetzt von der Dorfstraße auf einem wenige Meter hohen Hügel. Wäh­rend des 15. oder 16. Jahr­hun­derts entstand sie als ein spätgotischer Neubau, der ab 1717 in barocken For­men umgebaut und erwei­tert wurde.

Die Pfarrkirche St. Georg

Etwa 200 Meter nördlich der Pfarrkirche auf dem Südende des Eckbichels, eines etwa 20 Me­ter hohen Mo­rä­nen­hügels nördlich des Ortszentrums, befindet sich die Krie­ger­ge­dächt­nis­kapelle. Die Kapelle wurde 1925 zum Gedenken an die im Ersten Welt­krieg gefallenen Einwohner von Bad Bayersoien errichtet. Als Vor­bild diente eine Loreto­kapelle bei Arras in Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Tafeln mit den Namen der in diesem Krieg Gefallenen ergänzt. Ein steiler, kurzer Weg mit Holzstufen führt zu der Kapelle hinauf.

Die Kriegergedächtniskapelle

In dem überkuppelten Innenraum zeigt ein Deckenfresko in der Mitte die Muttergottes und am Rand Szenen, die mit dem Krieg im Zusammenhang stehen. Die seitlichen Wände haben je ein Farbglasfenster, die die Motive „Ab­schied“ und „Wiederkehr“ darstellen. Das Altarbild zeigt das Martyrium des heiligen Sebastian.

Deckenfresco der Kriegergedächtniskapelle

Von dem von einer niedrigen Mauer umgebenen Vorplatz der Kapelle aus hat man einen herrlichen Ausblick auf den Ort und den Bayersoiener See. Malerisch und ver­träumt liegt der See unverbaut am Ortsrand.

Blick vom Eckbichl auf den Bayersoiener See


An der Ecke Kirmesauer Straße/ Köchelstraße am Rande des Kurparks befindet sich der Sonnenuhrpark mit einer Reihe von wunderschönen, künstlerisch sehr an­spruchs­vollen Sonnenuhren, die vom Steinmetz Karl Ku­nert aus Bad Bayersoien entworfen und erstellt wur­den. Im Winter 2008, als der Steinmetz etwas weniger Arbeit hatte, hatte er sich erstmals daran gemacht, eine Sonnenuhr zu fertigen.


Sonnenuhr „Wagenrad“

In den folgenden Wintern kamen weitere dazu und nun stehen im kleinen Sonnenuhrpark bereits sechs sehr unterschiedliche Exemplare.


Sonnenuhr „Sonnenspinne“


Sonnenuhr „Globus“


Der etwa 20 ha große See ist eindeutig der Höhepunkt eines jeden Besuchs in Bad Bayersoien. Allein die herrliche Natur- und Landschafts­kulisse inmitten der Ammergauer Alpen macht ihn zu einem sehenswerten Ziel. Die Tatsache, dass er als einer der wärmsten Ba­deseen Südbayerns gilt, ist ein weiterer Pluspunkt für Erholungssuchende.

Landschaft um den See

Der gut ausgebaute, 2,5 Kilometer lange Rundweg um den See ist der „sportliche“ Teil meines Ausflugs. Ideal für einen gemütlichen Nachmittagsspaziergang in schöner Land­schaft ohne besondere Anforderungen an die eigene Kondition.

Birkenwäldchen am Westufer

Der Weg verläuft teilweise durch schattige kleine Wäld­chen, meistens aber in offener Landschaft unter der (heu­te glück­licherweise klar scheinenden) Sonne.

Schilf am Nordufer

Der gut für Kinderwagen geeignete See-Rundweg bietet mehr als nur Sehen und Spazieren. Sehr informativ ist beispielsweise der Vogellehrpfad. Außerdem erstreckt sich entlang des Rundwegs über 1,8 km ein Barfußpfad mit vielen Überraschungen. Von Balancier-, Wassertret- und Baum­stumpf­wege über eine Fühlstrecke ver­schie­dener Naturmaterialien bis hin zu einem Moortretbecken bietet dieser Barfußpfad ab­wechs­lungs­rei­che An­re­gun­gen, einen Weg einmal anders zu gehen und zu sehen.

Der Baumstumpfweg

Ein Bretterlweg führt direkt hinein ins Moor zu einer Plattform, die umgeben ist von einer Vielzahl von Pflan­zen, die typisch für Hochmoore sind.


BUCHEMPFEHLUNG:
Naturwunder Bayerische Alpen
Der neue Alpen-Bildband von Bernd Römmelt zeigt erstmals die kom­pletten Bayerischen Alpen in au­ßer­ge­wöhn­lichen, noch nie gesehenen Ansichten: Die Ge­birgs­züge stellen sich hier als wilder, unerschlossener Naturraum in über­ra­schender Unberührtheit dar.

Ich habe Glück gehabt: Im späten Frühling und im Früh­sommer sind die Wiesen ein Fest fürs Auge. Die hohe Ar­ten­viel­falt lässt sie in allen Farben erblühen.

Das Gebiet um den See ist Teil des Land­schafts­schutz­ge­bietes „Inschutznahme des Soiener Sees und seiner Umgebung“, das auch die Landschaft einschließt, die durch seine starke Verlandung entstan­den ist, sowie dem FFH-Gebiet „Mo­rä­nen­land­schaft zwischen Staffelsee und Baiersoien“. FFH-Gebiete sind Europäische Schutzgebiete für Natur und Landschaft. Durch den Schutz ausgewählter Pflanzen- und Tierarten sowie deren Lebensräume soll der Artenschwund in unserer Kulturlandschaft gestoppt und die Vernetzung der Le­bens­räume erhalten werden.

Natterwurz-Wiese

Diese Wiesen um den See sind von einer sehr großen Artenvielfalt ausgezeichnet. Damit seltene Gewächse wie Enziane, Orchideen oder Schwertlilien sich wohlfühlen und auch für Nachwuchs sorgen können, darf erst spät im Jahr das erste Mal gemäht werden.

Natterwurz

Kleiner Klappertopf

Schwertlilie

Wollgras

Alpen Akelei


Am Südufer des Moorsees befinden sich ein Spielplatz und eine große Liegewiese, auf der man sich gemütlich aus­breiten kann. Es besteht außerdem die Möglichkeit, sich ein Boot auszuleihen oder zu baden. Ein ge­müt­liches Fleck­chen Bayern"

Gleich daneben befindet sich das „Fischerhäusl&ldqo;, ein Kiosk mit einigen Sitzgelegenheiten direkt am See. Angeboten werden hausgemachte Suppen, Eintöpfe, die klassischen bayerischen Wurst- und Le­ber­kä­se­spe­zia­litäten, ein traditionelles bayerisches Tagesgericht sowie hausgemachten Kuchen.

Am Fischerhäusl

Spätestens nach der zweiten Seeumrundung habe ich mir eine deftige Brotzeit verdient.

Weil der Kiosk bis 19 Uhr offen ist, sitze ich lange auf der kleinen Terrasse, um die Magie des Sees im spä­en Nach­mit­tagslicht zu genießen. Es ist der Höhepunkt die­ses Tages. Zumal es zu dieser Tageszeit still ge­wor­den ist.


BUCHTIPP:
Was blüht denn da? (Kosmos-Naturführer)

Seit 1935 ist „Was blüht denn da?“ das populärste Pflanzenbestimmungsbuch. Die Grundidee ist so einfach: Blühende Pflanzen fallen vor allem durch ihre Farbe auf. Was liegt also näher, als Blumen nach der Farbe ihrer Blüten zu bestimmen? Jetzt präsentiert sich „Was blüht denn da?“ im neuen, frischen Gewand und wartet mit komplett aktualisiertem Inhalt und vielen Detailabbildungen auf.