AUSFLUGSZIELE

STAND: JANUAR 2024


DEININGER WEIHER


2. JULI 2022

Der Deininger Weiher (auch Gleißental-Weiher  genannt) ist ein kleiner Moorsee in der Ge­meinde Groß­ding­har­ting-Straß­lach  etwa 20 km südlich von München. Weil sich das Ge­wäs­ser wegen seiner geringen Tie­fe (1,80 Meter) rasch erwärmt und sich am Seeufer eine gemütliche bayerische Wirtschft befindet, bietet der See ideale voraussetzungen, um Scha­ren von badelustigen sowie von natur- und Entspan­nung su­chen­den Münchnern anzulocken.

Weil aber der See gerade 100 Meter breit und 260 Meter lang ist, könnte man befürchten, dass es an schönen Wochenenden an seinem Ufer ganz schön eng werden könnte. Die Tat­sache, dass der See mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut erreichbar ist (die letzten ein­ein­halb Kilometer müsste man zu Fuß gehen) und dass die Parkmöglichkeiten be­schei­den sind, mag möglicherweise einen Steuerungseffekt haben. Ich habe je­den­falls an die­sem Samstagnachmittag gerade noch einen Parkplatz ergattern können.


Um die Bilder besser den Stellen zuordnen zu können, an denen sie aufgenommen wurden, habe ich sie num­meriert. FÜr Leser auf dem PC-Bildschirm empfehle ich, auf „Auf der Karte anzeigen“ zu klicken!


Als ich gegen 16 Uhr am See ankomme, wäre es eigentlich Kaffeezeit. Es sind sogar – oh Wunder! – einige Tische direkt am See noch frei. Das gemütliche Nichtstun mit Eiskaffee und schöner Aussicht lockt!

Gaststätte Waldhaus Deininger Weiher  (1)


Ebenso lockt aber die Aussicht auf einen schönen Spaziergang. Wegen des äußerst klaren Wetters und der milden, fast noch frühlingshaften Temperatur könnte ich es mir kaum ver­zeihen, wenn ich nicht ein Minimum an Sportlichkeit aufbringen würde.

Ich könnte es freilich wie die Italiener tun. Ein typischer Ausflug sieht in unserem südlichen Nachbarland nicht selten folgendermaßen aus: Autofahrt zu einer „Trattoria“ auf dem Land (natürlich ein „Geheimpipp“); sich zwei Stunden lang das gute Essen schmecken lassen; ein kurzer Spaziergang zum Abschluss des „sportliche“ Tages.

Badende am Westufer (2)


Im Gegensatz dazu ein typisch deutscher Verlauf: Sich stundenlang – möglichst bergauf – bei einem Fußmarsch quälen (man will ja schließlich „etwas leisten“); nicht allzu langer Aufenthalt auf einer Alm/ in einem Landgasthaus, um das „verdiente“ kühle Bier zu ge­nie­ßen; der lange Rückweg, bis die Schuhsohlen rauchen.

Man verzeihe mir die Übertreibung/ Verunglimpfung! Ich plädiere jedenfalls für einen „dritten Weg“ und setze auf die „Magie des Stehenbleibens“. Stehenbleiben und alle Geräusche ausschalten. Meditatives Schauen auf die Schönhait, an der man nicht vor­bei­rennt, sondern in der man zumindest für Momente nur „ist“.

Eine schattige Stelle (3)


Freilich ist heute gerade der ideale Tag dazu. Denn auch eine schöne Landschaft ist nur so schön, wie es das Licht erlaubt. Und dieses lässt an diesem Sommertag alles klarer sehen, die Farben, die Konturen, alle Details der Natur. Ich wundere mich auch, wie wenig Men­schen sich hier tummeln, beim Baden oder beim Spazieren.

An einem Campingtisch vorbei überlege ich mir einen Augenblick lang, meine Brotzeit und meine Zeitung auszupacken und es mir gemütlich zu machen. Die Stelle ist verzaubert. Im Schatten eines Fichtenwaldes auf den See blicken, das allein würde den Tag bereits zum Genuss machen! Leider habe ich nichts zum Essen mitgebracht und ein Minimum an Ergeiz treibt mich weiter.

Campingtisch (4)


Der Weg nach Süden führt mich teils im Wald, teils am Rande vom (eingezäunten) Deiniger Moos, mit Blick auf eine weite Fläche mit Schilf.

Im lichten Wald (5)


Die meisten Moore Bayerns wurden in den letzten 200 Jahren entwässert und tro­cken­ge­legt, entweder um Torf abzubauen oder sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Auch hier wurde das Moor ausgetrocknet und „ertragsbringende“ Fichtenwälder an­ge­pflanzt.

Moor? Moos? Filz? Es sind regionale Be­zeich­nun­gen: In Süd­deutsch­land spricht man von Ried, Filz und Moos. Dabei bezeichnet Moos meist ein Niedermoor, Filz ein Hochmoor.

Schilf im Deininge Moos (6)


Bis Anfang der 1960er-Jahre wurde hier Torf gesto­chen. Nach Aufgabe der Nutzung er­ober­ten Gehölze die trockenen Mooroberflächen und entzogen dem Torf weiter Wasser. Licht- und feuchtebedürftigte Pflanzen wurden zurückgedrängt

.

Vegetation am Rande des Moores (7)


Erst 1992 hatte man im Landratsamt in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz und dem Landesbund für Vogelschutz damit begonnen, das Gebiet zu erhalten und ökologisch zu verbessern. Das Deininger Moos ist heute Teil des FFH-Gebietes (FFH = Fauna-Flora-Ha­bi­tat) „Moore zwischen Dietramszell und Deining“ und seit 1992 ein wichtiges Kerngebiet im landesweiten Biotopverbundsystem BayernNetz Natur.

Birken (8)


Um gegen den Klimawandel vorzugehen, beschloss die bayerische Staatsregierung im Jahr 2000 das „Kli­ma­programm Bayern“. Davon profi­tiert auch der Deininger Moos. Bereits in den Jahren 2010 und 2011 wurde der 1,5 km südlich des Deininger Weihers gelegene Hoch­moorkern wieder vernässt.



Ein als Zulaufgraben bezeichneter kleiner Bach, der das aus Deining kommende Wei­her­bachl bereits auf­genommen hat, ist der heutige Zufluss des Deininger Weihers. Man über­quert ihn auf einer kleinen Holz­brücke.


Im Oktober 2010 wurden auf dem BN-Grundstück über 1000 Bäume entnommen (weil nach dem Aufgeben der Streuwiesenmahd sich im Moorgebiet immer mehr Moorbirken und Wald­kiefern entwickelt hatten) und Dämme an den Entwässerungsgräben errichtet. Durch den Verschluss von Gräben wird das Wasser zu­rück­ge­halten. Diese Maßnahmen zur Re­na­turierung des Moorkörpers dienen dem Klimaschutz und der Bio­diver­si­tät glei­cher­maßen.

Blutweiderich (10)


Seit 2010 arbeitet der Bund Naturschutz daran, das Filz wieder in ein intaktes Hochmoor zu verwandeln. Bei einem Wachs­tum der Torf­moose von einem Millimeter pro Jahr braucht es allerdings lt. dem Bund Na­tur­schutz mindestens ein bis zwei Generationen um das Moor zu stabilisieren.

Vielseitige Landschaft (11)


Nach der Überquerung des Zulaufgrabens zeigt sich mir eine offene, leicht hügelige Land­schaft, durch die ich auf einer breiten Fahrspur in Richtung Süden gehe, mal durch Wald, dann wieder über freie Wiesen, aber im­mer am Rande des Deininge Moors. Wenn ich ge­ra­de­aus ginge, käme ich bis nach Detten­hausen. Oder ich könn­te nach Westen abzweigen und Deining anpeilen, um dann am westlichen Rand des Moors wieder zu­rück­zu­gehen. So eine Route wird von meheren Wanderportalen vorgeschlagen.

Die Qual der Wahl (12)


Zu weit, zu spät! Ich spaziere – von „wandern“ zu sprechen wäre Hochstaplerei – ziellos in Richtung Süden. Wege gäbe es viele. Die Gegend ist wohl auch bei Radfahrern sehr beliebt.



Zum Gasthof Jägerwirt (13)


Ein weiterer Schildwald führt zur Entscheidung. Als ich den Hinweis auf den Gasthof Jä­ger­wirt entdecke, zieht es mich automatisch in den schattigen Wald hinein, auf einem leicht aufsteigendeden Forstweg in Richtung Südosten.

Ein Meer von Farnen (14)


Plötzlich bin ich also in einer völlig anderen Art von Landschaft. Der „Wald“ – ich betone dieses Wort, dann es handelt sich nicht um die übliche, „Forst“ genannte Fichtenplantage – zieht mich gleich in seinen Bann.

Das Seegras bildet ein dichtes Geflecht (15)


Die Tatsache, dass ich erst ziemlich spät zu diesem Spaziergang aufgebrochen bin, hat zwar ohne Zweifel etwas mit Trägheit zu tun, aber ich weiß auch aus Erfahrung, wann „Land­schaft“ am schönsten ist, wann ein Wald sich am ehesten in eine magische Welt ver­wan­deln kann, in der Feen und Gnome erscheinen. Es ist de Zeit, wenn die Sonne tiefer steht und das Licht, gefiltert durch Staub- und Areosole an Helligkeit und Kontrast verliert.

Wald im Licht (16)


BUCHTIPP:
Das geheime Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren
Mit „Das geheime Leben der Bäume“ hatte Peter Wohlleben  2015 seinen größten Erfolg. Das Buch stand 2015 und 2016 an der Spitze der Best­sel­ler­listen, auch im Jahr danach gehör­te es noch zu den beliebtesten Sach­bü­chern. Der Autor erzählt darin bei­spiels­wei­se von Bäumen, die über ihr Wurzel­sys­tem Nähr­stoffe aus­tau­schen oder Duftstoffe aussenden, um sich vor Schädlingen zu warnen.
 

Großes Rindsauge (17)


Wenn man selbst durch Bewegungslosigkeit keinerlei Geräusche erzeugt; wenn nur Vogel­ge­zwit­scher und ein leichter Wind, der durch die Baumgipfel streicht, zu hören sind; wenn zudem tiefe Sonnennstrahlen ein gol­de­nes Licht-und-Schatten-Bild erzeugen – dann hat man so einen Augenblick gefunden, in dem der Wald zum Zauberwald mutiert ist.

Der verzauberte Wald (18)


Zwei Wanderer, denen ich begegne, bestätigen mir, was ich bereits befürchtet hatte: Bis zum Gasthof Jä­ger­wirt&nbso; sei mit noch mindestens einer Stunde Fußmarsch zu rechnen. Ein Blick auf die Uhr und ich begebe mich auf den Rückweg.

Ideale Fehrradlandschaft (19)


Noch gemächlicher gestalte ich den Rückweg, diesmal am noch sonnenbeschienenen öst­li­chen Ufer des Sees. Ich sehe einige Badende, die im See „Abkühlung“ suchen – von den 25°C der Luft zu den 24° C des Wassers.

Badende am Ostufer (20)


Geschafft! Bedauerlicherweise wird aber aus dem ersehnten Eis­kaffee am Seeufer nichts, denn im Restau­rant sind die Tische am See nur für Gäste reserviert, die zu Abend essen. Am an­ge­schlos­senen Kiosk gäbe es al­ler­dings auch Imbisse.

Der Imbiss-Kiosk


Ich weiß nicht, was ich mehr genieße, das Bild vor meinen Augen, ein „Stillleben“ aus Leberkäse, Kartoffelsalat und einem kühlen Radler, oder das Verzehren derselben vor der herrlichen Kulisse des Sees.

Leberkäse a See


Ohne Zweifel sind der Deiniger Weiher und seine Umgebung ein kleines Juwel. On Baden, Radfahren oder Wandern, für allen findet sich das Entsprechende. Es ist Bayern von seiner schönsten Seite.


BUCHTIPPS:

Wir sind Geschöpfe des Waldes: Warum wir untrennbar mit den Bäumen verbunden sind
Wolf-Dieter Storl ist ein deutsch­ame­rikanischer Kultur­anthropologe, Ethno­bo­ta­niker und Buch­autor. Storls Publi­ka­tionen beschäftigen sich vor allem mit Ethno­bo­tanik, Eth­no­me­di­zin, tra­di­tio­neller Phy­to­therapie und Kulturökologie. Der Best­sel­ler­au­tor möchte uns in diesem Buch den Wald wieder näherbringen. Er gibt uns einen Einblick in die Tiefen des Waldes mit seiner Geschichte, seinen Mythen, Bildern und Symbolen.

Wildbaden in Bayern
Der Sprung in einen türkisblauen Bergsee, eine erfrischende Dusche unter einem spek­ta­ku­lären Wasserfall, ein Bad in einer versteckten Gumpe oder ein Nach­mit­tag an einem wildro­mantischen Fluss - in Bayern kann man den Alltag schnell hinter sich lassen und Körper und Geist baumeln lassen. In unserem Buch »Wildbaden Bayern« stellen wir Ihnen die 60 schönsten Orte zum Baden in der Natur vor - Geheimtipps inklusive.