WINTERSPAZIERGANG IM NYMPHENBURGER SCHLOSSPARK
7. JANUAR 2021: Ein herrlicher Wintertag! Ideal für einen Spaziergang im Nymphenburger Schlosspark, einem Park, der mit seinem 180 ha zu den größten – und schönsten – Parkanlagen in Europa zählt. Das denkmalgeschützte Gartenkunstwerk mit seinen kleinen Seen, Kanälen und Schlösschen ist ein Landschaftsschutzgebiet mitten in der Stadt.
Erreichen kann man Schloss Nymphenburg beispielsweise vom Stachus aus mit der Tram 16 zum Romanplatz. Von dort sind es nur noch etwa 10 Minuten zu Fuß bis zum Schloss. Mit dem Auto ist es an Wochentagen insofern kein Problem, weil man vor dem Schloss relativ leicht einen Parkplatz findet.
Die Öffnungszeiten (Haupttor) des Schlossparks sind folgende: Januar-März, November, Dezember: 6-18 Uhr/ April und Oktober: 6-20 Uhr/ Mai-September: 6-21.30 Uhr. Die übrigen Parktore werden eine halbe Stunde früher geschlossen.
Weitere Besucherinformationen.
Achtung: Wegen der Corona-Pandemie sind alle Sehenswürdigkeiten derzeit geschlossen.
Besonders beliebt bei den Besuchern sind die Schwäne. Sie schwimmen majestätisch zusammen mit zahlreichen Enten und Gänsen über die Seen des Schlossparks. Viele Vögel, besonders Wasservögel, kommen nach Deutschland aus Nord- und Osteuropa zum Überwintern.
Die Nymphenburger Schwäne putzen sich
Im Winter wirkt das große Gartenparterre vor der Schlossanlage etwas trostlos, da sich die Statuen und die Fontäne hinter Bretterverschlägen verbergen. Die kunstvolle Verknüpfung von barockem „französischem“ Garten und Landschaftspark, die als Meisterwerk der Gartenkunst gilt, lässt sich nur erahnen.
Ich zweige gleich südwärts ab, tauche im Wäldchen ein, überquere den südlichen Kanal, zweige rechts ab und stehe dann unmittelbar vor einem zweistöckigen Holzpavillon mit balkonartiger Galerie, dem sogenannten Hexenhäuschen, das sich in einem eingezäunten kleinen Garten befindet. Ich mochte den Kronprinzengarten schon immer, in jeder Jahreszeit: Im kleinen, durch einen Holzzaun abgegrenzten Garten tritt ein Bach zwischen Steinen hervor, als sei es eine natürliche Felsenquelle; über den Bach, der in der warmen Jahreszeit ein beliebter Spielplatz für Kinder ist, führen kleine Brücken – die reinste Idylle! Der kleine, fast „japanisch“ anmutende Landschaftsgarten wurde 1799 für den noch kleinen Kronprinzen Ludwig, den späteren König Ludwig I. angelegt.
Pavillon im Kronprinzengarten
Nur wenige Schritte weiter den Weg entlang komme ich zur nächsten Sehenswürdigkeit, zur Amalienburg. Kurfürst Karl Albrecht ließ das Lust- und Jagdschlösschen für seine Gemahlin Maria Amalia, eine Kaisertochter, ab 1734 errichten. 1739 war die kleine Schlossanlage vollendet.
Die Amalienburg
Details der Fassade
Die Amalienburg zählt zu den kostbarsten Schöpfungen des europäischen Rokoko. Grundriss, Außenbau und Raumfolge formen ein Gesamtkunstwerk von erlesener Schönheit. Den Entwurf für Architektur und Dekoration lieferte François Cuvilliés d.Ä. Zurzeit verhindert die Corona-Pandemie eine Besichtigung.
Ich gehe weiter am kleinen Kanal entlang und gelange zum sogenannten Dörfchen, einem Häuserkomplex, das einem Bauerndorf aus dem 18. Jahrhundert nachempfunden wurde, hinter dessen Fassaden sich aber die Technikzentrale für die Wasserspiele im Park verbirgt. Sein Mittelpunkt ist das Grüne Brunnhaus. Das Wasser, das vom Brunnhaus gepumpt wird, versorgt die umliegenden Fontänen, so auch die Große Fontäne und die nicht weit entfernte Badenburg.
Das grüne Brunnhaus
Die fünf Gebäude des Dörfchens stehen am Nordufer des südlichen Parkkanals. Sie wurden für Hofbedienstete errichtet und sind teilweise immer noch bewohnt Häuser verkörpern die idealisierte Vorstellung des Landlebens in höfischer Zeit.
Hirschgartenbrunnhaus
Dem ursprünglichen zweistöckigen Grünen Brunnhaus wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einige weitere eingeschossige kleine Bauernhäuser zugesellt, unter denen das Hirschgartenbrunnhaus.
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Am Südlichen Kanal
Vom Dörfchen sind es nur wenige Minuten am Kanal entlang bis zum Badenburger See. Ich überquere eine kleine Brücke und stehe dann wie berauscht vor der meines Erachtens schönsten Aussicht des gesamten Schlossparks.
Die Brücke bei der Badenburg
Die Badenburg liegt am südöstlichen Ende des Badenburger Sees. Das von Joseph Effner in den Jahren 1719 bis 1721 geschaffene Bauwerk gilt als das erste beheizbare Hallenbad der Neuzeit. Es sollte ausschließlich dem Badevergnügen am Hof dienen. Im Untergeschoss befindet sich ein 8,70 mal 6,10 Meter großes, mit holländischen Fließen ausgelegtes Becken. Es ist so tief, dass man sogar darin schwimmen könnte. Nymphen und Najaden zieren die Decke des mit Stuckmarmor verkleideten Badesaals, der sogar über eine Galerie für Gäste verfügt.
Die Badenburg
Nach einer Zeit, in der Körperpflege keine Aufmerksamkeit genoss – im 17. Jahrhundert war es kaum üblich, sich zu waschen, man überdeckte selbst am Hofe des Sonnenkönigs in Versailles Schmutz und Gestank mit reichlichem Gebrauch von Puder und Parfüm –, war die Badenburg das erste komfortable Luxusbad. Eine Besichtigung ist – sobald es wieder ermöglicht wird – unbedingt zu empfehlen.
Am Badenburger See
Pittoresk der Blick auf den winterlichen See. Die Seeoberfläche ist fast überall zugefroren. Die Äste der Blutbuchen heben sich im Gegenlicht wie Scherenschnitte vom Himmel ab. Am anderen Ufer sieht man den von der schwachen Sonne beleuchteten Apollotempel, den zweiten „Monopteros“ Münchens. Man möchte über das Eis zu ihm hinspazieren. Aber Achtung: Das noch dünne Eis sollte man tunlichst nicht betreten. Die Wintertage sind seltener geworden, an denen vor dieser märchenhaften Kulisse Schlittschuhrunden gedreht werden und nach Walzerrhythmus getanzt wird.
Irgenwo muss es ein Nest geben
Wenn man den Weg am Seeufer entlang geht, kommt man zwangsläufig zum Apollotempel, einem Monopteros aus Sandstein mit zehn Säulen im korinthischen Stil. Das Bauwerk wurde nach einem Plan von Leo von Klenze 1862–65 errichtet. Im Innern befindet sich eine Stele mit einer Widmung König Ludwigs I. Auch von diesem griechisch anmutenden Tempelchen hat man eine schöne Sicht auf den See. Zahlreich haben sich hier Besucher versammelt und strecken ihre Gesichter in Richtung Sonne.
Der Apollotempel
Über den Steg über den Schlossgartenkanal gelange ich zum Pagodenburger See, an dessen Ufer sich das Kleinste der Schlösschen des Parks befindet, die Pagodenburg. Sie wurde unter Leitung von Joseph Effner 1716-1719 erbaut und 1767 durch François Cuvilliés d. Ä. im Stil des „Rokoko“ überarbeitet.
Der Pagodenburger See
Obwohl die Temperatur leicht über null liegt, ist die gefühlte Temperatur wegen eines immer wieder auftretenden Windes um einiges „winterlicher“. Dank dieses Lüftchens ändert sich auch stetig das Erscheinen des Himmels. Manchmal sieht es aus, als würden sich dunkle Schneewolken breitmachen, dann ist der Himmel minutenlang fast völlig klar.
Weil das Schlösschen unter einem hässlichen Gerüst steht und es zunehmen kälter wird, lasse ich es bei einem Blick auf den pittoresken See und kehre zurück zum Schlossgartenkanal.
Der Schlossgartenkanal
Der letzte Kilometer am Schlossgartenkanal entlang und über das Parterre zurück zum Hauptschloss entwickelt sich zu einem Licht- und Farbenerlebnis sondergleichen: Zwischen den Wolken im Westen öffnet sich immer wieder eine Lücke, durch welche die goldene Spätnachmittagssonne kontrastlose Szenerien in „Gemälde“ verwandelt.
Die Allee am Schlossgartenkanalanal
Es lohnt sich meines Erachtens fast immer, wenn man Spaziergänge so plant, dass sie so wenig wie möglich in den farblosen Mittagsstunden liegen und dass sie sich möglichst bis in den späten Nachmittag – im Winter ist dies bereits 15-16 Uhr – hineinziehen.
Das lichtdurchflutete Schloss
Unter dem markanten Uhrturm des Mitte des 18. Jahrhunderts unter Kurfürst Max III. Joseph errichtete Nordflügels des Schlosses befindet sich das zentrale Eingangsportal zum Orangerietrakt. Es sollte dort ein Theater- und Comödiensaal untergebracht werden. Heute befinden sich hier der Hubertus-, der Orangerie- und der Johannissaal. Die Säle dienen als Konzert- und Ausstellungssäle sowie für Empfänge. Der Name „Orangerie“ leitet sich davon ab, dass die Räume Zitruspflanzen zum Überwintern Platz bieten sollten. Die räumliche Nähe zwischen Orangerie und Festräumen war bewusst gewählt, denn die duftenden, blühenden Zitruspflanzen waren damals auch eine beliebte Dekoration von Speisezimmer und Tafel.
Orangerietrakt des Schlosses
In der historischen „Leibpferde-Stallung“ in den südlichen Kavaliersgebäuden des Schlosses befindet sich heute das Marstallmuseum. Einst standen hier während der Sommermonate die kostbaren Reitpferde der Wittelsbacher. Mit über vierzig repräsentativen Kutschen, Schlitten und Reitzubehör aus Wittelsbacher Besitz dokumentiert das Museum dreihundert Jahre fürstliche Wagenbaukunst sowie Fahr- und Reitkultur.
Südflügel mit dem Marstallmuseum
Das haben der Schneemann und ich gemeinsam: Der Spaziergang hat uns müde gemacht!