AUSFLUGSZIELE

STAND: JANUAR 2024


VON RAMSAU ZUM HINTERSEE


15. OKTOBER 2019

Der Hintersee bei Ramsau  im Berchtesgadener Land  ist einer jener idyl­lischen Plätze in den Ba­ye­rischen Alpen, die man unbedingt gesehen ha­ben muss. Der türkis schimmernde Berg­see ist nicht be­son­ders groß, aber mit etwa 2,5 Umfang groß ge­nug, um bei einer leich­ten Wanderung um­run­det zu werden.

Die Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden  ist das erste offizielle Deutsche Bergsteigerdorf. Die Ini­tiative „Bergsteigerdörfer“ stammt aus Ös­ter­reich. Es wur­den Orte ausgewählt, die im Schatten der großen Tou­ris­musziele stehen und sich nicht dem immer schnel­ler werdenden „Erschließungs-Kapital-Event-Kreisel“ an­ge­schlos­sen haben. Diese Gemeinden wollen kei­nen Massentourismus, keine super er­schlos­sene Skigebiete und keinen Après-Ski- Rum­mel.



Für einen Tagesausflug ist man (ob­wohl das nicht zur naturschonenden und res­sour­cen­sparenden Idee passt) aufs Auto angewiesen, denn mit Bahnen und Bussen braucht man nicht unter vier Stunden, um das Ziel zu erreichen.


ZUR ÜBERSICHTSKARTE


Die zeitlos idyllische Pfarrkirche St. Sebastian in Ramsau, die unzählige Kalender und Postkarten ziert, ist mit aller Wahrscheinlichkeit die meist­fotografierte Kirche der Ba­ye­rischen Alpen, wenn nicht sogar Deutsch­lands.

Bitte fotografieren

Will man das „klassische“ Foto dieser Kirche ma­chen, ist man allerdings auf die Morgen- oder Abend­stunden angewiesen, wenn keine Tou­ris­ten­gruppen auf der kleinen Brücke über die Ram­sau­er Ache  mit auf dem Bild zu sehen sein sollen.

Die St-Sebastian-Kirche

Eine ganze Busladung von chinesischen Touristen bringt mich fast zur Ver­zweiflung, denn sie besetzen un­un­terbrochen die besten Plätze neben, vor und auf der Brücke, um mit ge­streckten Armen und Han­dy­ka­mera für ihre Erinnerungen zu sorgen. Um ein chi­ne­sen­frei­es Foto zu machen, muss ich viel Ge­duld haben.


BUCHEMPFEHLUNG:
Naturwunder Bayerische Alpen
Der neue Alpen-Bildband von Bernd Römmelt zeigt erstmals die kompletten Bayerischen Alpen in außergewöhnlichen, noch nie gesehenen Ansichten: Die Gebirgszüge stellen sich hier als wilder, unerschlossener Naturraum in überraschender Unberührtheit dar.

Ob diese Touristen auch zu Kunden eines Sou­ve­nir­ladens werden, ist zu be­zweifeln. Für den Auf­ent­halt in Ramsau ist vermutlich nicht genügend Zeit vor­gesehen.

Souvenirs, Souvenirs

Die Wanderung startet beim Parkplatz an der Pfeif­fermacherbrücke, gleich am Ortsausgang. Von hier folge ich dem Weg hinauf in Richtung Eck­au­er­alm. An an der ersten Abzweigung biege ich nach rechts in den Wald ein. Der Weg führt an den Glet­scher­quellen und an der gleichnamigen Hütte vor­bei. Ich ziehe an ihnen vorbei und bin (etwa nach einem Kilometer) an der Hinterseer Straße.



Zunächst gehe ich ein Stück die Hinterseer Straße entlang, um nach einer engen Linkskurve zu einer fan­tas­tischen Aussicht zu kommen. Vor mir eine sonnenbeschienene hügelige Wie­senlandschaft, dahinter ein im­po­san­tes Bergmassiv, die Reiter Alpe. Es handelt sich um ein bis 2286 m hohes Ta­fel­gebirge der Berch­tes­ga­de­ner Alpen  und zugleich um die west­li­che Be­gren­zung des Berchtesgadener Talkessels.

Die Reiter Alpe

Ich kehre auf der Hinterseer Straße  etwa 300 Meter zurück bis kurz vor die Marxenbrücke. Man hätte (bei­spiels­weise von Berchtesgaden aus) auch mit dem Bus (Linie 846) in knapp 28 Minuten bis zur Haltestelle Marxenbrücke fahren können. Direkt vor der Brücke zweigt links der Wanderweg in den Zau­berwald ab, der mich durch die Marxenklamm zum Wirtshaus im Zauberwald  führt.

Leberknödelsuppe

Lange will ich mich hier nicht aufhalten (es ist be­reits 13 Uhr), so begnüge ich mich mit einer Le­ber­knö­del­suppe, verzichte auf den auf einer Schie­fer­tafel vorgeschlagenen Knoblauch- Schnaps  (!) und ziehe weiter. Nach wenigen Minuten komme ich zu einer Lichtung, an de­ren Rand sich ein Holz­häuschen befindet mit einer Miniaturmühle, an der zum Ver­gnü­gen zahlreicher Kinder niedliche Holzfiguren und Wasserspiele zu sehen sind.

Lichtung im Zauberwald

Vor Jahrtausenden hat die Natur aus riesigen Fels­brocken eine wild­ro­man­tische Landschaft gef­ormt. Vor 3500 bis 4000 Jahren brachen zwi­schen der Schärtenspitze und dem Steinberg ca. 15 Millionen Kubikmeter Gestein ab, entstand der Hin­ter­see, dessen abfließende Wasser sich seitdem seinen Weg durch den sogenannten Zau­berwald sucht. Er schliff sich durch die Ge­steins­bro­cken tief in die Erde.

Die Ramsauer Ache

Die Felsbrocken sind „Überbleibsel“ dieses Na­tur­ereignisses. Sie bilden eine be­ein­dru­cken­de, etwas mys­ti­sche, et­was verwunschene Kulisse zwi­schen den Bäumen. Wenn die Son­nen­strah­len durch die Äste schim­mern und das man das silbrig glänzende Wasser der Ramsauer Ache  sieht, die sich teils schlängelt, teils über Steine springt und über Felsen stürzt, kann man ahnen, weshalb vom Zauberwald spricht!

Im Zauberwald

Durch dieses Stück Natur führt meist am Bach ent­lang und teilweise auch über Treppen und Fel­sen hinweg, ein schöner Pfad.

Im Zauberwald


BUCHEMPFEHLUNG:
Wanderpapa: Familiengeschichten vom Wanderweg
Wandern mit Kindern kann Eltern vor große Herausforderungen stellen: Der Sohn mag plötzlich nicht mehr weiterwandern, die Tochter hat Brennnesseln angefasst. In mehreren Essays erzählt der »Wanderpapa« Rémy Kappeler, wie er solche Situationen mit seiner Familie gemeistert hat.

Die Ramsauer Ache

Endlich am Hintersee. Grünlich schimmernd liegt er vor mir, im Hintergrund das ma­jes­tä­tische Berg­pa­norama der Reiter Alpe. Es ist ein bis 2286 m ho­hes Tafelgebirge der Berch­tes­ga­de­ner Alpen, die west­li­che Begrenzung des Berch­tes­gadener Tal­kes­sels. Das Kai­ser­wet­ter tut sein Übriges. Ich bin wirk­lich begeistert.

Hintersee und Reiter Alpe

Die gesamte Hintersee-Umrundung wäre ca. 2,5 Ki­lometer lang. Meist führt der Weg zwi­schen See und Ufer­straße. Die Ausblicke sollen unvergleichlich sein. Ich komme am west­lichen Ufer aber nicht weit, weil ich – es ist in­zwi­schen schon 15 Uhr – dort kein be­hag­liches Café finde. In an­spre­chen­dem Ambiente und mög­lichst bei beeindruckender Aus­sicht Kaf­fee zu trin­ken ist für mich bei jeder Wan­der­tour ein un­ge­schriebenes Gesetz.

Der Hintersee gegen Westen

So wende ich und mache mich auf der Hirsch­bich­ler­stra­ße  auf die Suche. Die für den Pri­vat­ver­kehr gesperrte Straße führt in Richtung Süden vom Hintersee  (789 m) zum 6,5 km ent­fern­ten Hirsch­bichl-Pass (1183 m). Knapp hinter der ös­ter­rei­chi­schen Grenze habe ich während eines Urlaubs in Lofer  (Salz­bur­ger Land) mein „un­geschriebenes Gesetz“ im Alpengasthof Hirschbichl angewandt.

Gut zu wissen: Von Mai bis Oktober verkehrt ein Alm-Erlebnisbus von beiden Seiten über den Pass.

Ferienhaus an der Hirschbichler Straße

Ich lande auf der Terrasse des Café Alpenhof. Das Seeufer ist zwar nicht in Sichtweise, das Al­pen­pa­no­rama ist trotzdem großartig.

Im Cafe Alpenhof

Ich könnte mich ewig hier aufhalten. Das Wetter ist klar, eine kleine Brise macht den Aufenthalt in der Sonne recht angenehm. Am liebsten würde ich ein Zimmer mieten und den Nachmittag für beendet erklären.

Herbst am Berg

Blick auf den Watzmann

Die Künstler der Malerkolonie am Hintersee hielten nicht nur die pa­ra­die­si­sche Landschaft im Bilde fest. Ein besonders gefragtes Modell war der Berg­führer Jakob Gruber mit seinem Charakterkopf. Der Wiener Maler Th. H. Schupp hat damals den Mann besonders gut ge­troffen.

Der Bergführer Jakob Gruber

Weil ich auf die Umrundung des Sees verzichtet habe, bin ich jetzt ge­zwun­gen, denselben Weg, den ich auf den Hinweg genommen habe, auch zu­rück­zu­gehen. Es ist zwar der „selbe“, aber nicht der „gleiche“ Weg, denn das kontrastreiche Licht des Mittags hat längst einer sanfteren Beleuchtung Platz gemacht. So kann ich den Wald, dessen Far­ben, Strukturen und kleine De­tails noch in­ten­si­ver erleben. Viel Zeit zum Fotografieren habe ich allerdings nicht.

Unberührte Natur

Als ich in Ramsau zurück bin, erhasche ich gerade noch rechtzeitig, bevor sich der Schatten über das Tal legt, eine von den letzten Sonnenstrahlen in ein Meisterwerk der Alpenmalerei verwandelte Land­schaft.

Abendlicht in Ramsau

Jetzt ist aber allerhöchste Zeit, die Heimfahrt an­zu­tre­ten. Mir bleibt vielleicht nur noch eine Stun­de Licht!


TIPP:
Berchtesgaden /Bad Reichen­hall/Königssee:  :Wanderkarte 1:25.000 (freytag & berndt)
Die Karte enthält aktualisierte Informationen zu Wanderwegen, Rad- und Moun­tain­bike­strecken, Hütten, Naturdenkmälern, kulturellen Sehens­wür­digkeiten und Freizeiteinrichtungen.


Naturwunder Bayerische Alpen
Der neue Alpen-Bildband von Bernd Römmelt zeigt erstmals die kompletten Bayerischen Alpen in außergewöhnlichen, noch nie gesehenen Ansichten: Die Gebirgszüge stellen sich hier als wilder, unerschlossener Naturraum in überraschender Unberührtheit dar.