600 METER SCHELLINGSTRASSE
Die Schellingstraße erstreckt sich in der Maxvorstadt über eine Länge von etwa 1,9 km von der Ludwigstraße bis zur Lothstraße. Sie beginnt an der Ludwigstraße gegenüber der katholischen Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig. Die Straße hieß in den ersten Jahren ihres Bestehens (1808-1812) Jagdstraße und bis 1852 Löwenstraße, dem bayerischen Wappentier zu Ehren. König Maximilian II. nannte sie dann nach dem Naturphilosophen Friedrich Wilhelm Schelling um.
Blick von der Schellingstraße auf St. Ludwig
Wo heute hauptsächlich Studenten zu sehen sind, flanierten oder wohnten einst berühmte Persönlichkeiten: Kandinsky, Ringelnatz, Kästner. Franz von Stuck etwa lebte hier, bevor er in seine Jugendstil-Villa in der Prinzregentenstraße zog. Franz Marc besaß ein Atelier in der Schellingstraße Nr. 33, in Haus Nr. 3 wohnte der Schriftsteller Eduard von Keyserling, in Nr. 21 Hans Carossa, in Nr. 27 Frank Wedekind, in Nr. 62 Wassily Kandinsky.
Erreichbar ist die Schellingstraße mit den U-Bahnen U3 und U6. Wenn man die U-Bahn-Station über den Ausgang „Schellingstraße“ verlässt, steht man in der Ludwigstraße direkt vor dem Gebäude der ehemaligen Bergwerks- und Salinen-Administration, jetzt Teil der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Es ist ein dreigeschossiger, langgestreckter Eckbau mit farbiger, Terrakotta verblendeter Fassade, eine der schönsten Bauten des Architekten Friedrich von Gärtner.
LMU, einst Bergwerks-/ Salinen-Verwaltung
An der Wand dieses Ziegelbaus an der Ecke Ludwigsstraße/Schellingstraße sieht man noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg, dazu eine Glasplatte mit der Aufschrift „Wunden der Erinnerung“. Es handelt sich um ein europäisches Kunstprojekt der Künstler Alexander von Weizsäcker und Beate Passow aus den Jahren 1993 bis 1995.
Wunden der Erinnerung
Das Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Straße beherbergt heute das Philologicum, die Fachbibliothek der Sprach- und Literaturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Das 1833-1835 in der Ära Ludwigs I. von Friedrich von Gärtner erbaute Gebäude, dessen Hauptfassade an der Ludwigstraße liegt, wurde Zwischen 2015 und 2019 vollständig entkernt, und ein neuer Bibliothekskern wurde eingesetzt. Während die denkmalgeschützte Fassade zur Ludwigstraße hin erhalten blieb, wurde zum Innenhof hin „zwischen die historischen Eckrisalite eine neue, moderne Fassade mit Strangpressprofilen aus eloxiertem Aluminium vor einer gebäudehohen Glasfront eingezogen“.
Philologicum (Innenhof)
Lediglich die Fassade zur Ludwigstraße blieb erhalten. Alles andere ist – „modern“! Da muss ich wohl den Begriff „Denkmalschutz“ falsch verstanden haben.
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In der Schellingstraße 3 liegt der Buchladen Wordsworth (immer noch als Anglia Bookshop bekannt). Es ist eine der besten englischsprachigen Buchhandlungen Deutschlands und möglicherweise der unordentlichste Buchladen der Welt. Er ist dafür bekannt, dass er seine Bücher in hüfthohen Stapeln aufbewahrt. Trotzdem findet das Personal zielsicher, wonach man fragt.
Bücher und Geschenke
Der Atzinger, ein Überlebenskünstler! Das 1853 erbaute Haus an der Ecke Schelling- und Amalienstraße ist ein Mythos: 1925 zog die erste Gaststätte ein, Generationen von Studenten vertrödelten hier die Zeit zwischen den Vorlesungen. Hier wurde bei Bier und Zigaretten über die Weltrevolution philosophiert. Hier treffen sich auch heute noch Studenten und Künstler zum Stammtisch. 1975 stand der Atzinger vor dem Aus. Das ganze Gebäude sollte abgerissen werden. Doch irgendwie kam es nicht dazu. 2000 wurde das Lokal renoviert. Und immer noch können die Studenten mit günstigem Essen versorgt werden.
Gaststätte Atzinger
Ich liebe es, vor dem Schaufenster eines Antiquars zu stehen und beim betrachten der alten Bücher, Graphiken, Landkarten, Farbholzschnitten oder alten Zeitschriften meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Manche Schaufenster sind selbst auch „Hingucker“, mehrflügelig, mit Sprossen versehen und manchmal mit zwischenliegenden Pfeilern geben sie ein denkmalgerechtes harmonisches Gesamtbild ab. Bei solchen Läden kann man immer Angst haben, dass es sie beim nächsten Spaziergang nicht mehr gibt.
Als ich an der Schellingstraße 17 vorbeikomme, sehe ich eine solche schöne Schaufensteranlage. Auf dem Firmenschild steht in große Lettern HEINRICH HAUSER – BÜCHER – ANTIQUARIAT – GRAPHIK. Wie oft habe ich am Antiquariat Heinrich Hauser die ausgestellten Bücher und Graphiken bewundert!
Bei genauerem Hinsehen stelle ich aber fest, dass sich zwar das Firmenschild noch an seinem Platz befindet, in dem laden sich aber eine moderne Bäckerei mit Café etabliert hat: sehr studentisch, mit einer Steckdose an jedem Tisch für die Laptops und mit Möbeln im Vintage-Look und einem Bücherregal als „geschichtliches “ Erbe. Ende einer seit 1911 bestehende Traditionsbuchhandlung! Das Antiquariat Hauser wird nur noch als Versandantiquariat weitergeführt.
Höflinger-Müller Café
Immerhin wurde die Fassade des Hauses nicht durch das übliche „Auflösen“ der Erdgeschosszone und die entsprechende Verwandlung in eine übergroße verglaste Wandöffnung verschandelt. Das wird wohl dem Denkmalschutz zu verdanken sein.
An der Schellingstraße 23 steht ein 1844 von Max Kuppelmayr gebaute und 1896 von Martin Dülfer umgebaute Mietshaus mit einer reich stuckierten Jugendstilfassade und neoklassizistischen Anklängen.
Schellingstraße 23
Im Erdgeschoss des Gebäudes ist ein Bekleidungsgeschäft untergebracht mit dem vielsagenden Namen „KAUF DICH GLÜCKLICH“. Es könnte das Motto der ganzen Schellingstraße sein!
An der Schellingstraße 25 pflegte ich auch jedes Mal stehenzubleiben und mir die Auslage des Antiquariats Kitzinger anzuschauen. Auch dieses Antiquariat, das 1892 gegründet wurde, ist eine der Institutionen in der Schellingstraße. Ich sollte lieber sagen „war“, denn die Regale sind heute leer. Das Gebäude wird saniert – das Geschäft ist weg. Zwar zieht dieses nur ein paar Straßenzüge weiter in die Amalienstraße, trotzdem: Es ist der Abschluss einer Geschichte, wie sie in München an vielen Ecken spielt.
im Bereich um die Schellingstraße schreitet die Gentrifizierung und die Zerstörung von bezahlbarem Wohnraum in atemberaubendem Tempo voran. Ein ähnliches Schicksal droht auch vielen traditionellen Geschäften, deren Inhaber die teuren Mieten nicht mehr bezahlen können.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße – an der Schellingstraße 26 – befindet sich ein sehr schönes Gebäude mit Doppelerkerfront und sehr reichem Jugendstil-Stuckdekor, 1897-1900 erbaut von Martin Dülfer. Hier wohnte von 1925 bis 1931 der spätere sozialdemokratische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner , der „Vater der bayerischen Verfassung“.
Schellingstraße 26
Weiter gehts in Richtung Westen. An der Ecke Schellingstraße/Türkenstraße befindet sich ein kleiner pavillonartiger Neubarockbau, der 1901 von Adolf Schwiening und Hartwig Eggers errichtet wurde. Das Kiosk-ähnliche Gebäude, das ursprünglich eine Bedürfnisanstalt war, enthält heute das Bürgerbüro des Bezirksausschusses Maxvorstadt und einen kleinen Modeladen.
Bürgerbüro
Das Verschwinden von unabhängigen, kleineren Geschäften ist nicht nur ein Münchner Problem. Hohe Mieten machen es auch andernorts Inhabern schwer. Der Druck von Ketten, Einkaufszentren und Internetanbietern wächst. Merkwürdigerweise scheint die Schellingstraße diesem Trend zu widersprechen. Kleine Läden reihen sich aneinander in einer Vielfalt, die ich nicht erwartet hätte.
Schnell erkenne ich aber, dass es sich bei jedem dritten Laden um einen Gastronomie-Betrieb handelt: Verpflegungsstationen für das Meer von Studenten, die sich in diesem Universitätsviertel herumtreiben. Und wenn man es genauer betrachtet, dann entlarven sich auch die meisten dieser „kleinen“ gastronomischen Betriebe als Filialen irgendeiner Restaurantkette: wie Dean & David mit seinen „fresh salads“ und „hot curries“, das vegetarische Restaurant (Health restaurant) Dayas Kitchen oder die Burrito company mit seinem „Californian food“.
Eine vietnamesische Baguette? Tofu-Avocado-Salat? Oder vielleicht gefüllte vietnamesische Dampfnudeln mit Tofu? Oder sollen es würzige, lauwarme Reisbandnudeln mit frischen Früchten, Salat und Curry-Soße sein? Alles garantiert vegetarisch! Immerhin scheint Bami House ein Münchner Unternehmen zu sein mit „nur“ sechs Filialen.
Bami House
Die Trends in der Maxvorstadt sind also unverkennbar: Adieu, bayerische Küche, good Morning, Vietnam und Thailand! Die Tendenz zum Vegetarischen ist deutlich; die italienische Küche (oder, was man dafür ausgibt) bleibt der Spitzenrenner.
Mein Lieblingsgericht: Wan-Tan-Suppe
Wenn man davon absieht, dass kein Italiener sein Restaurant „Die Großmutter“ (wörtlich für La Nonna) nennen würde, wirkt die Speisekarte interessant und das Motto der jungen (anscheinend selbständigen) Betreiber („No Pasta, no Party“) originell. Es scheint perfekt abgestimmt zu sein mit dem, was sich junge Leute von einem trendy Lokal erwarten: vor allem viel Italian Sounding.
La Nonna
Diese Straße gefällt mir. Sie ist voller Leben und bietet zahlreiche Anreize für Neugierde und Fantasie. Manche Hinterhöfe strahlen eine Atmosphäre aus vergangenen Zeiten aus. Die Lifestyle-Läden und Modeshops sind Farbtupfer des Lebens und beim zweiten Hinsehen gibt es doch eine vielzahl von kleinen Läden der unterschiedlichsten Art.
Es gibt gleich mehrere Augenoptiker, Läden, für die ich ein besonderes Interesse entwickelt habe, weil deren Schaufenster nicht selten mit großer Kreativität gestaltet wurden.
Nein! Man muss Papier, Postkarten, Schmuckkarten und dergleichen nicht bei Karstadt kaufen. Es gibt seit 35 Jahren einen kleinen Laden in der Schellingstraße 71. Es ist der Laden mit den „schönen Papieren“. Hier wird schönes Papier in allen Größen und Farben verkauft, Strukturen und Grammaturen, in kleinen und in großen Mengen, aber auch Buchblöcke und Buchschrauben, Stifte und Spitzer, Kladden und Klammern, Postkarten und Schmuckkarten und noch vieles mehr. Schön, dass es solche spezialisierte Geschäfte noch gibt.
Das sind zwar keine Waren, die Studenten jeden Tag kaufen, aber ja, es gibt in der Schellingstraße auch einige Juweliere.
Die Antiquariatsgeschäfte sind zwar aus der Straße verschwunden, nicht jedoch die Kunst- und Antiquitätenläden. Ein Fest für die Augen!
Anderswo findet man Kunst aus dem Himalaja: Buddha-Statuen, Ritualgegenstände, Schmuck, Klangschalen, Thangkas (buddhistische Rollbilder), Möbel ...
So viele Bilder kann ich auf dieser Seite gar nicht unterbringenn, aber ein paar Spezialgeschäfte möchte ich doch noch erwähnen.
Beispielsweise OHNE, der verpackungsfreie Supermarkt. Die Ware wird in Papiertüten oder Pfandgläser verpackt. Die Produkte werden auch (mit dem Lastenrad) nach Hause geliefert.
Oder HANF, der etwas andere Bioladen. Wenzel Cerveny eröffnete 2017 seinen ersten Laden in der Einsteinstraße. Heute betreibt er zehn Hanfläden in Bayern, in denen er unter anderem Tee, Pflegeprodukte und Lebensmittel mit Hanföl vertreibt. Mehrmals bekamen seine Läden Besuch von der Polizei. Doch die Rechtslage ist klar: Laut Bundesgerichtshof (BGH) darf Hanftee, wenn er aus zertifiziertem EU-Nutzhanfanbau stammt und der Gehalt an der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) 0,2 Prozent nicht übersteigt, auch an Endverbraucher verkauft werden.
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Aber zurück zur Geschichtsträchtigkeit dieser Straße! Oberhalb des unscheinbaren Hauseingangs des Hauses Nummer 50 (man kann es leicht übersehen) entdecke ich ein merkwürdiges, gerade noch zu erkennendes Emblem – einen Reichsadler. Der Kopf ist inzwischen abgeschlagen, das Hakenkreuz wurde herausgemeißelt. Im August 1925 wurde in diesem Haus die Vorläuferpartei der NSDAP gegründet, der „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterverein“. Hier hatte auch bis 1929 Heinrich Hoffmann, der persönliche Fotograf Adolf Hitlers, sein Atelier.
Der Reichsadler der Schellingstraße 50
Direkt an der Kreuzung mit der Barer Straße steht ein beeindruckender neubarocker Eckbau mit reich stuckierter Fassade auf (Johann und Lorenz Grübel, 1897–1899). Darin befindet sich eine weitere Traditionsgaststätte, der Schelling-Salon, der seit 1872 existiert. Die Familie Mehr betreibt das Lokal inzwischen in der vierten Generation.
Auch hier sind prominente Gäste zu erwähnen, unter anderen Bertolt Brecht, Wassili Kandinsky, Rainer Maria Rilke, der spätere erste Bundespräsident Theodor Heuss und Ödön von Horváth. Auch Adolf Hitler und Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) verkehrten hier. Hitler soll allerdings Lokalverbot bekommen haben, weil er seine Zeche nicht zahlen wollte. In den 1960er-Jahren lernten sich der spätere RAF-Terrorist Andreas Baader und der spätere Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner im Schelling-Salon kennen. Eine wahrhaftig geschichtsträchtige Straße! Franz Josef Strauß, der in der Schellingstraße aufwuchs, holte in seiner Jugend Bier für seinen Vater aus dem Schelling-Salon.
Der Schelling-Salon
Es gab eine Zeit, da kam ich öfters zum Frühstücken in den Schelling-Salon. Zu früher Stunde ist der Lärmpegel noch ziemlich niedrig, da kann man das altmodische Ambiente noch genießen und gemütlich Zeitung lesen. Später, wenn die Billardspieler kommen, ist es aus mit der Ruhe. Ich mochte aber das altmodische Ambiente. Eine originellere Gaststätte gibt es in München nicht.
In den Bewertungsportalen bekommt der Schelling-Salon nur selten positive Bewertungen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ein paar Zeilen einer Bewertung zitieren, die es an sich hat: „Wer aalglatten Service, gehobenes (am Ende noch gesundes...) Essen und eine gediegene Einrichtung erwartet, ist hier fehl am Platz. Hier nagt nicht ein Zahn der Zeit, sondern ein ganzes Krokodilgebiss an der Einrichtung, und auch einige der langjährig-verdienten Servicekräfte könnten sich an schlechten Tagen als Frau Malzahn aus der Augsburger Puppenkiste verdingen. Aber hey, dies ist ein inhabergeführtes Traditionslokal, auf seine Art einzigartig. Und die Inhaber und die Stammgäste wollen das so. Der Schelling-Salon entzieht sich allen gängigen Bewertungsmaßstäben.“
Billard spielen
Neben dem Schelling-Salon gibt es in der Schellingstraße zahlreiche weitere denkmalgeschützte Gebäude. Auf dem folgenden Bild (von rechts nach links) die Anwesen Nr. 58 (Mietshaus, Neurenaissance-Erkerfassade, reich gegliedert, 1887 von Martin Wintergerst erbaut), 60 (Neurenaissance, ebenfalls 1887 von Martin Wintergerst) und 62 (Mietshaus mit der Osteria Italiana, viergeschossiger Neurenaissance-Eckbau mit Stuckfassade, polygonalem Eckerkerturm und Zwerchhaus, von Johann Lihm, 1889/90).
Denkmalgeschützte Häuser
Das 1887 errichtete Café "Altschwabing" (Schellingstraße 56), ausgestattet mit prächtigen Säulen, hohen Stuckdecken und Kristalllüstern war ein Künstlertreff. Hier verkehrten Paul Klee, Franz Marc und Wassily Kandinsky und Schriftsteller wie Thomas Maan, Stefan George und Franz Wedekind.
In meinen frühen Jahren in München war es eines der Cafés, die ich gerne besuchte, denn es hatte ein wenig den Charakter eines Wiener Cafés. Der Hauptnachteil war damals, dass man zu gewissen Zeiten keinen freien Tisch mehr fand. Als ich heute das Lokal besuche, entspricht nichts mehr meiner Erinnerung. Es ist 15 Uhr und es herrscht gähnende Leere! Die Erklärung kommt mir schnell ins Bewusstsein: Es ist kein Café mehr, es ist zum türkischen Restaurant mutiert. Das Ambiente ist ein völlig anderes. Die Stuckdecken und die Säulen gibt es zwar noch, aber die Wände, die Beleuchtung und das Interieur wurden „modernisiert“. Das Ambiente ist eher jenes einer Lounge: Die Beleuchtung ist düster, die modernen Tische und deren Aneinanderreihung sind typisch für ein Restaurant. Das Lokal hat seine Seele verloren!
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Die Osteria Italiana ist ein Restaurant im denkmalgeschützten Anwesen Schellingstraße 62. 1890 als Osteria Bavaria gegründet war es eine der ersten Gaststätten in München, die auf italienische Küche spezialisiert war. Die Ausstattung ist seit der Eröffnung weitgehend erhalten geblieben. Die Osteria Italiana wurde schnell zum Treffpunkt von Studenten, Professoren und Künstlern. Zu den Stammgästen zählte Oskar Maria Graf, der sich dort mit Redakteuren des Simplicissimus traf. In seinen Erinnerungen „Gelächter von Außen“ schildert er den unangenehmen Eindruck, den Adolf Hitler und seine Gefolgsleute auf ihn machten, wenn sie im Nebenzimmer des Lokals saßen. Das Lokal war – nach seinem Rausschmiss aus dem Schelling-Salon – zu Hitlers neuem Stammlokal avanciert.
Osteria Italiana
Das Lokal lebt von seinem Ruf und ist nicht gerade billig! Auf der Speisekarte findet man – neben vielen Rechtschreibfehlern – wohlklingende Gerichte wie: „Kastanien Creme Suppe mit Salbei Kroccant (12,50 €)“, „Thunfisch Tartar mit Avocado und Sprossen (22,50 €)“, „Kartoffel Blätter mit Wachtelei und Tartufo Nero (22,50 €)“, „Goldbrasse vom Grill mit Mangold e Patate (32,50 €)“ und „Pferdefilet auf grüne Kohl mit Knoblauch“.
Mit dem Gebäude der Osteria Italiana hört der „schöne“ Teil der Schellingstraße auf. Von nun an reihen sich – mit wenigen Ausnahmen – nur langweilige Bauten der Nachkriegszeit. Ein Großteil der Neubauten wurde in den 50er- und 60er-Jahren auf dem Schutt der Ruinen schnell, billig und meist sozial gefördert erstellt. Und genauso trostlos sieht es auch aus.
Ein paar Straßenzüge weiterzugehen lohnt sich dennoch, zumindest für Puppen-Nostalgiker und Kinder. Denn an der Ecke Schellingstraße/ Luisenstraße befindet sich die Puppenstube von Frau Gertraud Stadler. Und die ist sehenswert. Im Laden finden sich mannigfaltige Puppen aus den unterschiedlichsten Geweben und an der Decke baumeln majestätisch große und kleine Marionetten herab. In diesem Heiligtum der Vergangenheit kann man in die Jahre gekommene Schätze instandsetzen oder wiederherstellen lassen. Nicht wenige Sammlerstücke erfahren hier Wiederbelebung und Erneuerung, auch Puppen oder Teddybären aus neueren Tagen werden hier liebevoll repariert, der Laden ist ein Ort von unvergleichlichem Zauber.
Die Puppenstube
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