WISSENSWERTES

STAND: JANUAR 2024


WALKING MAN & CO


1. JUNI 2020

Wenn man einmal auf die Kunstwerke im öf­fent­lichen Raum aufmerksam geworden ist, also auf die Skulp­turen, Plastiken und Reliefs, die in den städ­tischen Parks, auf Straßen oder Plätzen von je­der­mann erlebt werden können, dann ist man bald von deren vielfältigen Anwesenheit im München über­wältigt. Wobei ich gestehen muss, dass meine per­sönliche Auswahl meistens „fi­gu­ra­tive“ Kunstwerke trifft.

Die Sprache der bildenden Kunst kann sehr fremd sein. Man kann leicht an der eigenen Fähigkeit zweifeln, zu verstehen, aber man kann bei manchen Kunstwerken auch selbst­bewusst den Verdacht haben, dass der Künstler mächtig angibt, dass die Aussage seiner Werke eher bescheiden ist und dass er sich nur hinter dem zwar undefinierten, aber unwiderlegbaren Wort „Kunst“ verschanzt, um damit weniger selbstbewusste Laien ein­zu­schüchtern.

Ich nehme für mich abseits jeglicher Definition die Autonomie in Anspruch, mein eigenes Urteil zu fällen. Für abstrakte Werke, die sich be­deu­tungs­schwerer Namen wie „CrossBend“, „Entfaltung IV“, „Generally“ oder „Große Zwei VI“ bedienen, ist meine Aufmerk­sam­keits­spanne selten größer als für das Schaufenster einer Metzgerei. Ich lasse mich aber auch gerne überraschen!


Der weißer Riese in Schwabing ist zu einem Wahr­zeichen Münchens geworden. Der 17 Meter hohe Walking Man des Künstlers Jonathan Borofsky an der Leopoldstraße ist wahrlich nicht zu übersehen.

Walking Man (Jonathan Borofsky)

Er musste für seinen Transport von Los Angeles nach München  in neun Teile zerlegt werden. Seit 25 Jahren steht er nun schon – tief im Boden veran­kert – an der Leopoldstraße vor dem modernen Ge­schäfts­ge­bäude der Munich Re. Die hieß früher einmal Münchener Rückversicherung.


Das über 6 Meter hohe und 9,5 Tonnen schwere Denk­mal für Maximilian Joseph Graf von Mont­ge­las wurde von der Berliner Künst­le­rin Ka­trin Sander (Jahr­gang 1957) gestaltet. Das 2005 auf­ge­stellte Denkmal wurde aus einem massiven Alu­mi­nium­block gefräst. Die Künstlerin sagte dazu: „Meine Idee war: Wenn man die Figur aus der Nähe sieht, löst sie sich gleichsam auf und wird abstrakt. Je weiter man sich aber von ihr wegbewegt, desto realistischer wird sie.

Graf von Montgelas (Katrin Sander)

Das Denkmal ist nicht nur we­gen seiner Ge­stal­tung bei der Münchner Be­völ­kerung umstritten.

Maximilian Joseph Graf von Mont­gelas (1759 – 1838) war Anfang des 19. Jahr­hun­derts im Kö­nig­reich Bayern Minister des königlichen Hauses und des Äußeren, Staatsminister der Finanzen und des Inneren. Es gelang ihm im Umbruch vom 18. auf das 19. Jahrhundert die Sicherung der Existenz Ba­yerns, seine territoriale Erweiterung und eine grund­legende innere Modernisierung. Seine ra­di­kale Reformpolitik machte auch vor der Kirche keinen Halt.

An dem einstigen bayerischen Minister scheiden sich auch heute noch die Geister. Er repräsentiert eine Zeit des beispiellosen Umbruchs des ba­ye­ri­schen Staates. Am Unbeliebtesten dürfte er bei den Tirolern sein. Als Verfechter der Aufklärung führte er auch in Tirol  (1805 bis 1814 unter Ba­ye­rischer Herr­schaft) die Sä­ku­la­risation radikal durch. Dort be­kämpf­te er die Tiroler Volksfrömmigkeit. So wur­den bei­spiels­weise die weih­nachtli­che Mit­ter­nachts­messe, der Wettersegen und das Wetterläuten sowie Pro­zes­sio­nen und Wallfahren verboten.



Present Continuous (aber auch „Gebückter Mensch, der nach unten schaut“) ist eine 3,6m hohe Alu­mi­nium­skulptur des nie­der­ländischen Bild­hau­ers Henk Visch, die seit Mai 2011 zwischen dem Eingang der Hoch­schu­le für Fernsehen und Film und dem Eingang des Staatlichen Museums Ägyp­tischer Kunst an der Gabels­ber­ger Straße aufgestellt wurde.

Present-Continuous (Henk Visch)

Eine vorgebeugte Person ohne Arme, die nach un­ten schaut. Ein roter Strahl geht von der Stirm der Gestalt hin zum Boden. Dieser Strahl (so die Er­klä­rung) durchdringe das Erdreich und schaue in den unterirdischen Saal des Ägyptischen Museums. Die Bedeutung liege also in der Verbindung zwischen den verschieden gearteten Wis­sen­schafts­bereichen, die sich mit der Ge­schich­te beziehungsweise der Gegenwart befassen. Der Künstler habe auf die Arme ver­zich­tet, um zu symboli­sieren, dass die Verbin­dung nur durch den Kopf geschaf­fen wird, so wie man in einem Museum die Objekte nicht be­rührt, sondern geistig erfasst.

Merkwürdig: Das Objekt fasziniert mich, die Er­klä­rung irritiert mich.


Vor dem Nordbad und dem gegenüberliegenden Stadtarchiv in München-Schwabing steht ein vier­tei­li­ges In­stal­la­tions­kunst­werk von Anne und Patrick Poirier.

Oculus memoriae („Auge der Erinnerung“) und Oculus oblivionis („Auge des Vergessens“) sind zwei qua­der­förmigen Skulpturen aus grauem Marmor (1,60 Meter x 2,20 Meter hoch), die den Eingang des Nord­bads flan­kieren. Dargestellt sind in überdimensionaler Ver­grö­ße­rung die linke und die rechte Augenpartie aus Mi­chel­angelosDavid“.

Oculus memoriae (Anne und Patrick Poirier)

Ohne Titel: Vor dem Eingang zum Stadtarchiv steht eine etwa 8,50 Meter hohe Säule aus Edelstahl auf einem Steinsockel. Sie ist in sich gebrochen: die sieben Segmente sind gegeneinander versetzt.

Ohne Titel

Oculus historiae („Auge der Geschichte“): Dieser Teil der Installation hat die Form eines Emblems, wel­ches über dem Eingang des Stadtarchivs an­ge­bracht ist. Die konvexe, vergoldete Alu­mi­nium­guss­Schei­be trägt ihren Titel als Inschrift; sie hat einen Durchmesser von 1,60 Metern.

Oculus historiae (Anne und Patrick Poirier)

Die Namen der Skulpturen haben einen unmittelbar Bezug zur Thematik des Werkes: Die Erinnerung und ihr Spannungsverhältnis zum Vergessen.

Denn die Gebäude, vor denen die Installation steht, haben einen Bezug zu Geschichte, Erinnerung und Ver­gessen: Das Stadtarchiv und das Nordbad. Letz­teres wegen der Zeit seiner Erbauung (während des Na­tio­nal­so­zialismus) und des damals vor­herr­schen­den neoklassizistischen Stils.


Im Münchner Olympiadorf befindet sich eine inte­res­sante Plas­tik des Künst­lers Roland Martin aus Tutt­lin­gen. Bei dem Sil­ber­säule ge­nann­ten Werk han­delt es sich um eine Säule aus Alu­mi­nium­plat­ten in ge­schwun­gener Form auf run­dem Sockel. Entwor­fen durde die Plas­tik um 1970 für das Olym­pischen Dorf.

Silbersäule (Roland Martin)


Das Kunstwerk Sweet Brown Snail entstand 2007 im Rahmen des Kunst-am-Bau-Programms der Stadt nach dem Entwurf der US-ameri­kanischen Künstler Jason Rhoades und Paul McCarthy. Es steht auf der Theresien­höhe auf dem Platz vor dem Verkehrs­zentrum des Deutschen Museums. Eine Schnecke passte gut zum Thema „Mo­bilität“. Sie steht in einem ironischen Gegensatz zum maximalen Geschwin­dig­keits­traum, verkörpert aber gleich­zeitig mit ihrem tragbaren Haus die Sehnsucht nach unbegrenzter Mobilität.

Sweet Brown Snail (Jason Rhoades & Paul McCarthy)

Unzählige Male posieren Touristen für ein Erinnerungsfoto vor der aus glasfaserverstärktem Kunststoff auf einer Stahl­unter­konstruk­tion bestehenden Plastik, die um ein Vielfaches größer ist als die klassische Wein­berg­schnecke. Die Größe der Schnecke beträgt imposante 4,50 Meter. Ihr Blick aus den schwarzen Kuller­augen entlockt meist den Zuschauern ein Lächeln.


In einem Wettbewerb zur Gestaltung des Eingangs der Munich Re – schon wieder! – in der Mandlstraße ge­wann der amerikanische Künstler Roxy Paine (1966). Die Edelstahlskulptur Discrepancy ist zehn Meter hoch und gehört damit zu den höchsten in München.

Discrepancy (Roxy Paine)

Manchmal denke ich, es wäre schön, wenn Künstler ihren Werken keinen Namen geben würden. Eine Er­klä­rung ist manchmal nur ein Krampf: „Dis­kre­panz zwischen dem schimmernden Totbaum und der lebendigen Natur?


In einem der Fünf Höfe, der eleganten Ein­kaufs­pas­sage in der Münchner Innenstadt (zwischen Sal­vator-, The­a­ti­ner- und Kardinal-Faulhaber-Stra­ße) ist die von Ólafur Elíasson gestaltete Sphere an­ge­bracht, ei­ne große, hängende Kugel aus Stahl­ge­flecht. Ge­wal­tig schwebt die stählernde Kugel über den Köpfen der Passanten.

Die Sphere (Ólafur Elíasson)

Ólafur Elíasson (Jahrgang 1967) ist ein dänischer Künstler isländischer Herkunft. Er lebt in Berlin und Ko­pen­hagen und beschäftigt sich vornehmlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur (wie Licht und Wasser, Bewegung und Reflexion).


Die riesige Skulptur Der Ring ’96 an Rande des Alten Bota­ni­schen Gar­ten (Ecke Elisenstraße/ Lui­senstraße) ist ein Werk des italienischen Bild­hau­ers Mauro Staccioli. Der Durchmesser des stählernen Rings misst stolze 12 Meter und wiegt stattliche 14 Tonnen. Dennoch strahlt die riesige geometrische Figur sowohl Mo­nu­men­talität als auch große Leichtigkeit aus, als könne sie jeden Augenblick losrollen.

Der Ring (Mauro Staccioli)

Staccioli  ist vor allem wegen seinen groß­for­ma­tigen Skulpturen berühmt geworden. Seine geo­me­tri­schen Arbeiten aus Dreiecken, Kreisen, Kugeln und Bögen stehen in Andorra, Athen, Brüs­sel, Rom, Santa Monica, San Casciano, Seoul und in zahl­reichen weiteren Orten.



Im Angerhof in der Nähe vom Marienplatz befindet sich die große Skulptur Molekül aus rostfreiem Stahl von Christopher Klein . Die Herstellung er­folgte durch die Firma Sandmeir in Rain am Lech. Das größte Element der Skulptur hat einen Durch­messer von über sechs Metern.

Das Molekül (Christopher Klein)

Christopher Klein wurde 1962 in Köln geboren. Zu­sammen mit seinem Bruder Andreas betrieb er in Berlin das Studio 88. Außerdem arbeitete er bei Sculptorloft Berlin sowie artloft.berlin.


Im Stadtteil Milbertshofen-Am Hart, vor dem Gym­nasium München Nord in der Knorrstraße, steht die Plastik Feuer & Flamme des Künstlers Bruno Wank. Die viereinhalb Meter hohe Plastik aus po­lier­tem Edelstahl stellt eine Flamme dar, die ge­gen den Himmel ragt. Das faszinierende Kunst­werk er­in­nert an das olympische Feu­er, wel­ches als Sym­bol für eine Schule steht, an der Sport eine große Rolle spielt.

Feuer und Flamme (Bruno Wank)


Wenn man am Schwabinger See  entlang spazieren geht, kommt man unwei­gerlich an einer Skulp­tur vorbei, die aus der Ferne wie ein rie­siger, nahezu qua­dra­tischer Stein­block aussieht, der an die Find­lin­ge erinnert, die im Bayerischen Wald durch ihre Größe und Form das Wandern zum Erleb­nis ma­chen.

Kommt man dem Gebilde näher, erkennt man die Form einer hockenden weiblichen Figur von mas­si­ver Gestalt. Es handelt sich um die Stein­skulp­tur Hockende des Bildhauers Wilhelm Uhlig. Die Figur scheint in den See hinein zu me­di­tieren.

Steinskulptur Hockende (Wilhelm Uhlig)

Prof. Wilhelm Uhlig (Jahrgang 1930) war für viele Bildhauer durch seine Professur an der Akademie der bil­den­den Künste in Nürnberg prägend. Seine künstlerische Handschrift ist unverkennbar und cha­rak­teristisch. Bis heute ist er dem Ge­gen­ständ­lichen zugewandt. Das Bildnis des Men­schen in sen­sibel gestal­teten Volumen und Formen ist immer der Inhalt seines bildhauerischen Werkes. In wenigen Grund­for­men: Stehend, liegend, sitzend oder hockend, stellt er sie als aus sich heraus lebende Ge­genstände im Raum dar. Uhligs Skulpturen sind – so ein Kunstkritiker – „bis zur Kenntlichkeit gestaltet“.


Die von der Künstlerin Rita McBride entworfene und 2011 fertiggestellte 52 Meter hohe Plastik Mae West ist ein aus Rohren gebildetes Stabwerk in Form eines Ro­ta­tions­hy­per­boloids. Noch Jahre nach der Er­richtung wurde sie von vielen Münch­nern verspottet, mit Spitznamen wie „Schirm­stän­der“, „Draht­ver­hau“, „Mikadohaufen“, „Ba­de­ho­cker“, „Netz­strumpf“ oder „Eierbecher“.

Mae West (Rita McBride)

Meines Erachtens wertet die Großplastik den Eff­ner­platz ästhetisch auf. Ob Erläuterungen wie „das Werk hole Menschen in die Realität zurück“, „die Plastik erkläre in einer klassischen Wendung den Weg zum Ziel“ al­ler­dings zum Verständnis bei­tra­gen, kann man legitimerweise bezweifeln.


BUCHTIPP:
Spaziergänge zur Kunst in München
Von der Mariensäule bis zum Walking Man in Schwabing: München hat als Open-Air-Museum unglaublich viel zu bieten. Auf fünf Spaziergängen zeigt die Kunsthistorikerin Daniela Engels Altes und Neues, Überraschendes und Ver­stecktes, Witziges und Skurriles, das man zu Fuß oder mit dem Rad er­kun­den kann. In großen und kleinen Anek­do­ten berichtet sie In­te­ressantes zu den Kunstwerken.

Verlassen wir jetzt das Monumentale und Be­deu­tungsträchtige mancher „großer“ Werke und be­ge­ben wir uns in eine Skulpturenwelt, in der das Er­ken­nen und der emotionale Bezug eine größere Rolle spielen.

Es gibt nicht viele Kunstwerke, die bei mir so ein Vertrautheitsgefühl auslösen wie die 1998 von Ni­ko­lai Tregor  ge­staltete Statue von Helmut Fischer. Der als Monaco Franze berühmt ge­wor­de­ne Schau­spie­ler sitzt auf einen Cafestuhl im Cafe „Münch­ner Freiheit“ und wartet auf seinen Kaffee. Kaum ein Münchner, der Monaco Franze  nicht ge­liebt hätte! Ich trinke gerne einen Cappuccino in seiner Gesellschaft.

Monaco Franze (Nikolai Tregor)

Die Münchner Freiheit ist ein Platz im Münchner Stadtviertel Schwabing. Der Platz hieß früher Fei­litzsch­platz, ab 1933 auch Danziger Freiheit. 1946 erhielt er den Namen Münchener Freiheit im Ge­den­ken an die Wi­der­stands­grup­pe Frei­heits­ak­tion Bayern, die im April 1945 zur Ka­pi­tu­la­tion vor den ame­rikanischen Truppen und zum be­waf­fneten Aufstand gegen die verbliebenen NS-Ein­heiten auf­rief. Seit 1998 heißt der Platz Münchner Freiheit.


FILMTIPP:
Monaco Franze – Der ewige Stenz
Sein Leitspruch lautet: „A bissel was geht immer. Franz Münchinger alias Monaco Franze ist Kriminalkommissar in München und verheiratet mit der wohlsituierten adeligen Annette von Soettingen. So grundverschieden sie sind – er ein Kind aus dem klein­bür­ger­lichen Westend, sie die Da­me von Welt – können sie nicht von­ei­nan­der lassen.

Der Berolinabrunnen steht in einer kleinen Park­anlage am Ungererbad in Schwabing. Die Figur der Berolina, eine Personifikation der Stadt Berlin, trennt mit ihrer Hand den aufsteigenden Was­ser­strahl und symbolisiert so die über viele Jahre geteilte Stadt. Das Wasser des Brunnens ist Trinkwasser.

Berolina-Brunnen (Ernst Andreas Rauch)

Ernst Andreas Rauch (1901-1990 in München) war ein österreichischer Bildhauer. (n der Zeit nach 1945 war er wegen seiner Aktivitäten während des Dritten Reiches (er beteiligte sich an der „Gro­ßen Deut­schen Kunst­aus­stel­lung“) nur noch frei­schaf­fend tätig. 1962 erhielt er den Förderpreis im Bereich Bildende Kunst der Landes­haupt­stadt München.


Im Vergleich zur Abstraktion mancher Werke, die „tiefsinnige“ Gedanken er­leb­bar machen möchten, „versteht“ man auf Anhieb die Lesenden Buben vor der Torquato-Tasso-Schule in Mil­berts­hofen und die Zelebrierung des Lernens und des Lesens seitens des Künstlers.

Lesende Buben (Rolf Nida-Rümelin)

Rolf Nida-Rümelin (1910 – 1996) war ein be­deu­tender deutscher Bildhauer und Medailleur, ein Künstler, der mit seinem Schaffen das Münchner Stadtbild seit 1947 we­sent­lich mit­ge­staltet und bereichert hat. Allein in München stehen weit über zwanzig große plas­ti­sche Arbeiten im öffentlichen Raum. Er konnte die Er­run­genschaften der Moderne mit den Erkenntnissen der Tradition zu eigenen, neuen Bild­fin­dungen verbinden.



An der Abzeigung des Floßkanals in Hinterbrühl steht auf einem Steinsockel eine imposante Bron­ze­skulp­tur des deutschen Bildhauers Fritz Koelle: der Isarflößer.

Der Isarflößer (Fritz Koelle)

Der Künstler schuf die Figur in den Jahren 1938 bis 1939 in seinem charakteristischen Stil mo­nu­men­ta­ler Ar­bei­terfiguren. Bei diesem Denk­mal ist der Versuch Koelles sehr deutlich zu erkennen, sich an den Kunst­ge­schmack der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lismus anzupassen. Das lässt sich auch damit er­klä­ren, das Koelle we­gen ei­ner angeblichen „bol­sche­wis­ti­schen Kunstauffassung“ im Jahr 1934 eine Haftstrafe im Kon­zen­tra­tions­lager Dachau ris­kiert hatte. Nach wenigen Tagen Gestapo-Verhör wur­de der Künstler schließlich aus der Haft ent­las­sen und erhielt sogar staatliche Aufträge.


Jetzt machen wir einen Sprung zurück in die Kunstgeschichte Münchens mit einer Statue, die die meis­ten Münchner vermutlich nicht kennen. Sie steht nämlich weit oben auf dem Dach eines repräsentativen Baus aus den 19. Jahrhunderts.

Auf dem Dach des Gebäude der Regierung von Oberbayern in der Maximilianstraße befinden sich drei weib­li­chen Statuen aus Bronze, welche, wie die Erasmus Graf von Deroy Statue vor dem Gebäude, 1864 von Jo­hann von Halbig  gefertigt wurden. Dabei handelt es sich von West nach Ost um Fides (Treue), Justitia (Ge­rech­tigkeit) und Sapientia (Weisheit).

Justitia (Johann von Halbig)

Johann Halbig (1814 - 1882) war ein deutscher Bildhauer des Klassizismus und der Bruder des Bild­hauers Andreas Halbig. Unter anderen Werken schuf er das Viergespann mit kolossalen Löwen für das Siegestor, Modelle zu den 18 Figuren für die deutschen Volksstämme an der Befreiungshalle Kel­heim und den sechs Meter hohen Bayerischen Löwen, der eine Seite der Hafeneinfahrt in Lindau flankiert.


BUCHTIPP:
München – Lieblingsorte
Ein perfekter Tag in München? Früh­stücken in einem Café am Gärt­ner­platz, mit Cappuccino und But­ter­bre­zen, durchs Kunstareal spazieren, am Nach­mittag im legendären Schwabing fla­nie­ren, danach in den Englischen Garten gehen, bis zum Eisbach, wo die Surfer sind, Abendessen in einen Biergarten, dann ins Theater oder zu einer Kleinkunstbühne. Diese und weitere interessante Vorschläge schägt Ihnen dieses Interessante Buch vor.

BUCHTIPP:
111 Orte in München, die man gesehen haben muss
Wussten Sie, dass Thomas Manns Braunbär zum Greifen nah in München steht, dass Michael Jackson für immer an der Isar bleibt und dass es in Mün­chen neben Hellabrunn einen zweiten Zoo gibt? Haben Sie schon einmal in Fröttmaning Halluzinationen gehabt, in einer Theaterkantine einen tollen Abend verlebt oder köstlich zwischen Fresken gespeist? Dieses Buch führt selbst Münchner an Orte, die sie stau­nen lassen, und erzählt Ge­schich­ten, die noch niemand gehört hat. Und das gleich 111 Mal.