AUSFLUGSZIELE

STAND: JANUAR 2024


WELTWALD FREISING


2. JULI 2021:

Ein Naturerlebnis besonderer Art bietet der Welt­wald im Kranz­ber­ger Forst  bei Freising, auch Ba­ye­ri­sches Landesarboretum ge­nannt. Auf ver­schie­de­nen Themenpfaden kann man auf einer Fläche von 100 Hektar über 300 Baum- und Strauch­arten aus allen Ländern der Welt be­wundern.

Am einfachsten erreicht man den Weltwald mit dem Auto auf der Staatsstraße 2084 von Freising in Richtung Allershausen. Nach etwa 2,7 bzw. 3,0 km biegt man links in den Kranz­berger Forst ein. Hier gibt es die Park­plätze P 1 (Oberberghausen) und P 2 (Eisweiher). Benutzt man die etwas unwegsame Schotterstraße über den Kranzberger Forst von Freising nach Kranzberg so bietet sich der Parkplatz P 3 (Kleiner Spessart) an.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man zu­nächst mit der S-Bahn nach Freising und von dort wei­ter mit der MVV-Buslinie 619 (Ausstieg Am­perts­hau­sen). Von dort sind es nur etwa 200 m bis zum Parkplatz P 2 (Eis­weiher).

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Der auf der Karte markierte Weg ist nur ein Vor­schlag. Je nach Zeit und Interessen kann man ihn beliebig va­riieren. Am besten man besorgt sich bei einem der Informationspavillons einen Flyer. Sie können sich auch den Flyer hier ansehen und ausdrucken.


Nordamerika, Asien und Europa mit der Mit­tel­meer­region: Im Welt­wald befinden sich alle diese Wald­gebiete mit dem For­men­reich­tum von Bäumen verschiedener Kontinente. Mam­mut­bäu­me, Ku­chen­bäume oder Chinesische Tulpenbäume sind auf dem etwa 100 Hektar großen Gelände ebenso vertreten wie heimische Baumarten. Be­son­ders sehens­wert sind das Quartier „Rosen­ge­wäch­se und Wildobst“ und das „Botanikum“. Letzteres ein Schau­garten mit mehr als 200 win­ter­har­ten Ge­hölz­arten.

Beeindruckender Hochwald

Auf mehreren gut beschilderten Rundwegen kann man nicht nur „im Wald spazieren“ und dessen Ge­sundheit fördernde Luft ge­nie­ßen. Es gibt Plätze zum Entspannen und eine Reihe in­te­res­san­ter Holzskulpturen. Pa­vil­lons mit Über­sichts­karten, Schau­tafeln und Broschüren liefern die wich­tigsten Informationen. Im Zentrum des Bayerischen Lan­des­ar­bo­retum  überrascht eine malerisch ge­legene Waldkirche.

Skulptur „Ich gehe durch den Wald“ (Roger Löcherbach)

Zur Erkundung der verschiedenen Waldregionen kann man auf dem weitverzweigten Netz von ausgebauten Forststraßen bleiben. Oder man folgt den mit farbigen Symbolen markierten The­men­pfa­den. Diese führen über Trampelpfade ge­le­gent­lich auch ins Bestandsinnere. An den Ab­zwei­gun­gen und zwischendurch sind Planken aus Rundholz angebracht. Sobald man das System verstanden hat, kann man sich kaum noch verlaufen.

Infotafeln in einem Pavillon

Schautafel „Borealer Nadelwald“

Planken für die Themenpfade


Der Amerika-Garten zaubert einen Hauch von nordamerikanischen Landschaften in den Welt­wald. Im Pflanz­quartier „Rocky Mountains“ gibt es nicht nur Bäume des Wilden Westens, wie etwa die Ponderosa-Kiefer oder die Colorado-Tan­ne, son­dern auch einen tollen Spielplatz für gro­ße und klei­ne Indianer, bei dem es viel zu entdecken gibt: Tipis aus Holz, teilweise mit Klet­ter­mög­lich­keiten, ein Spielturm und viele Steinklötze, die zum Klet­tern einladen.

Tipi-Dorf

Natürlich darf auch ein Totempfahl nicht fehlen. Zusammen mit Informationsangeboten über die Le­bens­wei­se der nord­ame­ri­ka­nischen Urein­wohner ist der Amerika-Garten viel mehr als nur ein Spiel­platz.

In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass es in Kanada eine auf der indianischen Tradition basierte Form der Waldnutzung gibt. Die „Aboriginal Forestry“ Grundlage dieser Aboriginal Forestry sind nachhaltige einzelbaumweise Eingriffe, wie wir sie in Mitteleuropa kennen. Auf diese Weise bleibt die biologische Vielfalt im Wald für traditionelle Aktivitäten wie Jagen, Fischen, Fallenstellen oder Sammeln von Heilkräutern erhalten.

Totempfahl


Man findet die kleine idyllische Kirche nicht sofort, denn sie befindet sich, etwas versteckt, weil von einem Wäldchen umgeben, auf einer kleinen An­höhe mitten im Weltwald; nur an einer Stelle führt ein kleiner Pfad zu ihr hinauf. Das über 1000 Jahre alte, von einer niedrigen Steinmauer um­ge­be­ne Kirchlein St. Clemens  (auch als Wald­ka­pel­le Oberberghausen  bekannt) steht im Schatten mächtiger Eichen. Es ist das einzige er­hal­ten gebliebene Gebäude des 1883 auf­ge­las­se­nen Weilers Oberberghausen.

Kirche St. Clemens

An diesem Wochentag bin ich trotz des schönen Wetters mutterseelenallein. Gäbe es auf der Lichtung vor der Kirche nicht ein paar Reihen von Bänken für die einmal im Monat stattfindenden Freiluftgottesdienste, könnte man den Eindruck bekommen, dass die Zeit stehen geblieben ist. Der verwunschene Friedhof mit seinen schmie­de­ei­ser­nen Grabkreuzen aus dem 18. und 19. Jahr­hundert erinnert an die Namen der Bau­ers­leu­te, die hier einmal gelebt haben.



Die vier seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren Bauerngehöfte bestanden aus jeweils drei bis vier Ge­bäu­den, die Ortsflur umfasste 1810 etwa 85 Hektar und war umgeben von Staatswald. In ihm wurden erstmals um 1877 Versuche mit fremd­län­di­schen Baumarten unternommen. Um 1880 nahm dann die Idee Gestalt an, im Kranz­ber­ger Forst eine Weidenkultur anzulegen. Um eine geschlossene Fläche zu schaffen, sollten die Bauern verkaufen. Diese konnten schließlich zum Verkauf ihres Eigentums bewegt werden. Der letzte Bewohner des Dorfes, Josef Reichart, verließ 1884 seinen Hof.


BUCHTIPP:
Wilder Wald:  Naturschutz am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald.
Der Nationalpark Bayerischer Wald steht weltweit wegweisend für einen gelungenen Naturschutz und als Modell für die Erneuerung von Ökosystemen. Ohne den Einfluss des Menschen durfte sich hier eine außerordentliche Artenvielfalt entwickeln, der Wald wurde zum Rückzugsraum für zahlreiche, vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen.


Zehn Meisterschüler der Holzbildhauerei aus München setzten sich in einem gemeinsamen Projekt „Denk mal“ mit dem verschwundenen Weiler auseinander und erarbeiteten Entwürfe dazu. Eine Jury aus Lehrern der Meis­ter­schu­le sowie Forstmitarbeitern wählte den Entwurf von Sophie Neustifter und Johannes Gerlach aus und gemeinsam verwirklichten 2016 alle zehn Schüler ein Skulpturenwerk aus fünf großen Holzstelen aus Douglasienholz. In vier der Stelen sind Vertiefungen und Durchbrüche eingestemmt, deren Umr­iss­for­men die Grundflächen der einstigen Höfe nach­zeich­nen. Nur die Skulptur, die für die Kirche St. Clemens steht, hat keine Vertiefungen.

Die Skulpturen erinnern an die Geschichte von Oberberghausen


Als Attraktion (besonders für Kinder) gibt es im Weltwald zwei Ziegenherden mit insgesamt über 40 Tieren, die seit einigen Jahren die Grünlandpflege übernommen habe. Auch zur Erinnerung an die Landwirtschaft im früheren Oberberghausen sorgen sie für eine natürliche Vielfalt von Gräsern, Kräutern und Blumen.

Die Rasenmäher


Im Botanikum  findet man Bäume und Sträucher nach botanischen Kategorien zusammengestellt. Das Po­pu­letum  ist speziell den Pappeln gewidmet, im Salicetum  sind fast alle mitteleuropäischen Weiden-Arten zu sehen, im Rosaceum  Vertreter der blütenreichen Familie der Rosengewächse.

Landschaft mit Birken

Landschaft mit Weiden

Immer wieder stehe ich vor beeindruckenden, in den Himmel hineinragenden Bäumen, deren Stämme nicht selten einen Umfang von mehreren Metern betragen. Nur schade, dass dort selten ein Schild mit der genauen Bezeichnung findet.

Ahornblättrige Platane


BUCHTIPP:
Das geheime Leben der Bäume
Mit „Das geheime Leben der Bäume“ hatte Peter Wohlleben  2015 seinen größten Erfolg. Das Buch stand 2015 und 2016 an der Spitze der Best­sel­ler­listen, auch im Jahr danach gehör­te es noch zu den beliebtesten Sach­bü­chern. Der Autor erzählt darin bei­spiels­wei­se von Bäumen, die über ihr Wurzel­sys­tem Nähr­stoffe aus­tau­schen oder Duftstoffe aussenden, um sich vor Schädlingen zu warnen.

An anderer Stelle besticht ein Kunstwerk durch seine elegante Form und große Leichtigkeit. Es stellt den Samen des Ahorn-Baumes dar, der aus drei ein­zel­nen Teilen besteht, die zusammen wieder ein Gan­zes ergeben. Das Kunstwerk „Ahornsamen“ ist ein Gemeinschaftswerk von Johann Kral, Kim Schypulla und Lukas Köver.

Ahornsamen


2020 wurde im Weltwald der Asien-Garten  fer­tig­gestellt. Ganz in der Nähe eines kleinen Wei­hers ist ein Ort entstanden, der die Besucher durch den Zauber ostasiatischer Architektur und Gar­ten­kunst in Ihren Bann zieht. Große formschöne Felsblöcke auf einer Wiese und nahe am Wasser laden ein zum Pausemachen und entspannen.

Die Dachform der Pagode erinner an chinesische Bauten. In Anlehnung an die japanische Zen-Tra­di­tion ist der Innenraum jedoch vollkommen leer und gehalten. Ein idealer Ort zur Meditation.

Der Koi-Karpfen ist ein in leuchtenden Farben ge­tupfter, gestreifter oder getigerter Karpfen. Kein Koi  gleicht dem anderen. Während Reis noch im­mer das Grundnahrungsmittel für die arme Land­be­völkerung in Asien darstellt, gilt der in Reis­fel­dern gezüchtete Fisch als Statussymbol für wirt­schaft­li­chen Erfolg und Stärke. Die Skulp­tu­ren­grup­pe „Koi im Reisfeld“ von Thomas Dinzl, Anke Rossmann und Peter Rappler weist auf das Paradoxon Armut – Reichtum hin.

Koi im Reisfeld


BUCHTIPP:
Das große Buch der Bäume
Bäume sind faszinierende Lebewesen. Bäume sind Leben. Sie sind teilweise viele Millionen Jahre älter als wir Menschen. Wälder machen das Leben auf unserer Erde erst möglich. Dieses reich illustrierte Sachbilderbuch ist ein besonderer Wald­spa­zier­gang, der nicht nur die Anatomie der ver­schie­denen Blatt- und Baumarten er­klärt, sondern auch einen de­tail­rei­chen Überblick über die verschiedenen Wälder unserer Erde und deren tierische Bewohner gibt.

„Erleben“ kann man den Weltwald auf ver­schie­dene Weisen. Man kann ihn zunächst nur als einen schönen Ort sehen, an dem man an der fri­schen Luft spazieren geht, als einen Anlass, sich von der Hektik des Alltags zu erholen und meditative Momente zu erleben, man kann sein Wissen über Natur und Umwelt erweitern – jeder kann seinen individuellen Zugang finden. Persönlich war für mich der Zauber der Formen, die die Natur zu­stande bringen kann, eine der Leitlinien. Es ist ein Ein­tauchen ins „Kleine“, ins „Verborgene“, in eine Vielfalt, über die ich jedes Mal staunen kann.

Alpen-Frauenfarn

Lebensbaum (Thuja)

Berghemlocktanne

Purpurtanne

Umweltmammutbaum

Gemeiner Schneeball (Viburnus opulus)

Chinesischer Tulpenbaum

Amerikanische Roteiche


Durch seine Nähe zu München ist der Weltwald für mich vor allem eine willkommene Naherholung-Ge­le­gen­heit. In einer knappen halben Stunde habe ich die Möglichkeit, einen einzigartigen Wald mit sei­nen ver­bor­genen Schönheiten zu erleben, etwas für mein körperliches Wohlbefinden zu tun und – als Fotograf – eine un­er­schöpfliche Quelle von Mo­ti­ven zu finden.

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In der Nähe des Pavillons „Tulpenbaum“


BUCHTIPP:
Gebrauchsanweisung für den Wald: 4. aktualisierte Auflage 2020
Die Wälder sind sein berufliches Zuhause, und die Arbeit mit Bäumen ist sein Leben. Bei geführten Waldwanderungen gibt der passionierte Förster und Autor Peter Wohlleben sein enormes Wissen über Bäume weiter. Seine Gebrauchsanweisung ist eine ebenso handfeste wie stimmungsvolle Entdeckungstour.