EIN WINTERTAG IM ENGLISCHEN GARTEN
18. FEBRUAR 2018: Es ist selten geworden, dass man den Englischen Garten unter einer Schneedecke erleben kann. Ich darf mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Je früher umso besser, denn bei Temperaturen um die Null Grad Celsius ist die weiße Pracht auch sehr schnell wieder weg.
Am Kleinhesseloher See
Nicht ganz so selten wie ein verschneiter Englischer Garten ist ein zugefrorener Kleinhesseloher See. Aber das beschränkt sich auch nur auf einige Wochen im Januar. Dann sind die Eisstockschießer und die Eishockeyspieler auf der vereisten Fläche. Kinder machen Bahnen zum Schlittenfahren und veranstalten kleine Rutschpartien. Am Wochenende wimmelt es nur so von Spaziergängern und Schlittschuhfahrern.
Am Kleinhesseloher See
BUCHTIPP: | |
Meine Lieblings-Wanderungen im Winter | |
Unterwegs in den verschneiten Bayerischen Hausbergen, im Murnauer Moos oder durch das Trockenbachtal zur Mariandlalm kann Wandern wunderschön sein. Beispielsweise in der Partnachklamm mit ihren Eisskulpturen oder am Hirschberg am Tegernsee. Jede der leichten bis mittelschweren Wanderungen hat eine gemütliche Einkehrmöglichkeit. | |
Den Biergarten am Kleinhesseloher See brauche ich nicht zu beschreiben, kaum ein Münchner, der ihn nicht kennt. Selbst im Winter sind an sonnigen Tagen einige Tische besetzt. Kaffee und Kuchen gibt es allemal.
Der Biergarten am Kleinhesseloher See
Heute ist er freilich verwaist, er strahlt eine ruhige Schönheit aus. In der vom Oberstjägermeisterbach durchströmten Südostseite – direkt am Biergarten – ist der See eisfrei. Rund um die Königsinsel hat sich hingegen bereits eine dünne Eisschicht gebildet. Die schneebeladenen Äste wirken auf mich wie filigrane Kunstwerke. Ich genieße das Winterbild sehr.
Stille Ecke am Kleinhesseloher See
Einen großen Teil seines Flairs verdankt der Englische Garten seinen Bächen: Im Süden treten der Schwabinger Bach und der Eisbach in den Park ein. Sie vereinigen sich und fließen dann bald wieder getrennt weiter. Vom Eisbach zweigt der längere Oberstjägermeisterbach ab, sodass ein Großteil des Englischen Gartens von drei etwa parallel verlaufenden Bächen durchzogen wird.
Der Oberstjägermeisterbach
Während ich gemächlich in Richtung Süden gehe, empfinde ich mit jedem Schritt eine größere Ruhe. Ich fühle mich versetzt in eine Zauberwelt, die nicht in einem Park inmitten einer Großstadt liegt, sondern weit weg in einer imaginären Landschaft, in der der Winter immer so aussieht wie in einem Kinderbilderbuch.
Spazieren im Zauberwald
Es macht mich melancholisch, dass es nur die Schönheit eines Augenblicks ist. Eine längere Reihe von Frost- und Schneetagen gibt es in München schon seit Langem nicht mehr.
Filigrane Winterlandschaft
Der 25 Meter hohe Holzbau des Chinesischen Turms gilt heute nicht nur als Wahrzeichen des Englischen Gartens, sondern auch – neben dem neuen Rathaus und der Frauenkirche – als eines der Wahrzeichen des historischen Münchens. Das Bauwerk steht an dieser Stelle seit 1792, dem Datum der Eröffnung des Englischen Gartens. Bei einem der Luftangriffe auf München im Zweiten Weltkrieg brannte er ab, wurde aber 1952 wieder aufgebaut. In der Vorweihnachtszeit ist der Bereich um den Turm die anheimelndste Ecke des Gartens wegen des Weihnachtsmarktes, der seinen dörflich-behaglichen Charakter bewahren konnte. Den Andrang, wie es am Crhristtkindlmark am Marienplatz normal ist, findet man hier nur selten.
Der Chinesische Turm
Gleich südlich vom Chinesischen Turm liegt der Monopteros. Dieser runde Säulentempel im griechischen Stil wurde von Leo von Klenze auf Geheiß von König Ludwig I. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Von oben hat man eine herrliche Aussicht über den Englischen Garten. Im Zusammenhang mit München denken die meisten Menschen automatisch an den Monopteros im Englischen Garten. Aber es gibt noch einen zweiten, etwas versteckteren und ruhigeren im Nymphenburger Park.
Der Monopteros
Der Hügel, auf dem der Monopteros steht, ist keine natürliche Erhöhung. Er wurde 1832 aus Bauschutt von abgebrochenen Teilen der Residenz errichtet.
Jedenfalls ist der Monopteros an solch einem schönen Wintertag ein Treffpunkt für Kind und Jung. Hier ist eine Rodelpartie ein Muss. Der Hügel ist zwar offiziell nicht als Rodelpiste freigegeben – also ist die Abfahrt auf eigene Gefahr –, aber da die Hänge nicht sonderlich lang sind, sind sie für Kinder sehr geeignet.
Joggen am Monopteros
Vor allem kleinere Kinder sammeln hier ihre ersten Wintersport-Erfahrungen und sausen jauchzend den Hang hinunter. An Wochenendtagen wie heute herrscht allerdings ein großer Andrang. Bereits kurz nach einem Schneefall sind Schlittenspuren zu sehen.
Monopteros: der Rodelhügel
Als die Zeit vergeht, sehe ich immer mehr Menschen um mich herum: beim Spazieren, Joggen, Schneemann bauen, eine Schneeballschlacht machen. Auch die anderen Münchner wollen sich das so seltene Erlebnis „Schnee“ nicht entgehen lassen.
BUCHTIPPS: | |
Winterkartoffelknödel: Ein Provinzkrimi | |
Nachdem der Eberhofer Franz seinen Dienst bei der Münchner Polizei quittieren musste und in sein niederbayerisches Heimatdorf Niederkaltenkirchen strafversetzt wurde, schiebt er eine ruhige Kugel. Aber manchmal muss der Eberhofer Franz auch in ziemlich grausigen Todesfällen ermitteln. | |
Der Englische Garten | |
für Einheimische und Touristen gleichermaßen geeignet: Der Englische Garten steht für München wie sonst nur noch das Oktoberfest. Der größte innerstädtische Park der Welt hat viel zu bieten: erlebnisreiche Treffpunkte, Orte der Einkehr und spektakuläre Aussichtspunkte – und auch seine Geschichte und weitere Hintergrundinformationen findet man in diesem Buch. | |