SAGEN UND GESCHICHTEN
2. FEBRUAR 2021
Jedes Mal, wenn mich Freunde von außerhalb Münchens besuchen, stehe ich vor dem gleichen Dilemma: Was kann ich als improvisierter Stadtführer bei einem Bummel durch die Stadt meinen Gästen zeigen, bevor wir – das ist klar – zum gemütlichen Teil der Tour (einem Biergarten) übergehen? Wobei das Schwierigste daran ist, über das Gezeigte auch noch etwas zu erzählen. Leider sind meine Kenntnisse der Münchner Stadtgeschichte sowie von Architektur und Kunst ziemlich dürftig. Glücklicherweise kann man mit Anekdoten, wunderlichen Geschichten und Legenden mehr Interesse erzeugen als nur mit nackten historischen Tatsachen. Also machte ich mich auf die Suche!
DER TEUFELSTRITT
Der sogenannte Teufelstritt is ein schwarzer, in Stein gehauener Fußabdruck am Boden der Eingangshalle der Münchner Frauenkirche, den der Teufel höchstpersönlich hinterlassen haben soll. Tritt ein Besucher der Frauenkirche mit seinem Fuß in diesen Abdruck und blickt in Richtung Hochaltar, ist von diesem Punkt keines der Seitenfenster zu sehen – sie werden dort von Säulen verdeckt. Von 1622 bis ca. 1860 sah man sogar das Mittelfenster nicht, weil es verdeckt war durch den gewaltigen Renaissance-Hochaltar. Darum rankt sich eine alte Sage.
Der Teufelstritt
Eine der Versionen der Sage, die sich um diesen Fußabdruck ranken, besagt, dass der Baumeister Jörg Ganghofer mit dem Teufel einen Pakt geschlossen hatte, damit ihm dieser helfe, die Kirche zu bauen. Dafür sollte der Teufel die Seele des ersten Menschen bekommen, der die Kirche betritt. Als die Kirche fertig, aber noch nicht eingeweiht war, wollte der Teufel seinen Lohn abholen. Als er zum Baumeister ging, sagte dieser allerdings, dass die geleistete Arbeit des Teufels schlecht gewesen sei, da er die Fenster in der Kirche vergessen habe. Und in der Tat: Als der Teufel einen Blick in die Kirche warf, sah er kein einziges Fenster. Vor Wut stampfte der Teufel fest auf, hinterließ den benannten Fußabdruck im Pflaster und verließ wütend das Gotteshaus. Von außen sah er dann aber, dass die Kirche sehr wohl Fenster hatte. Als er begriff, dass er reingelegt worden war, verwandelte er sich zornig in einen heftigen Wind und versuchte, das Gebäude zum Einstürzen zu bringen. Noch heute „stürmt“ der eine oder andere seiner Gesellen immer noch um die Türme.
Eine weitere Version der Sage ist folgende: Als der Teufel von der Planung zur Errichtung einer weiteren Kirche in München erfuhr, tobte er vor Wut. Also ging er zum Baumeister Jörg Ganghofer und schlug ihm vor, ihm zu helfen. Als Gegenleistung sollte ihm der Baumeister versprechen, keine Fenster in die Kirche einzubauen. Sollte er dagegen verstoßen, würde er dem Teufel seine Seele überlassen. Der Teufel dachte, dass kein Mensch eine Kirche ohne Fenster besuchen würde. Ganghofer ging auf den Pakt ein. Es wurde mit dem Bau begonnen. Der Teufel arbeitete fleißig mit und erfreute sich an der Vorstellung einer völlig dunklen Kirche. So wurde Woche für Woche, Jahr für Jahr gebaut, bis eines Tages die Kirche fertig und geweiht war. Doch jetzt musste der Teufel feststellen, dass die Menschen zahlreich in die Kirche strömten. Da wurde er zornig und warf dem Baumeister vor, sich nicht an die Abmachung gehalten zu haben, und verlangte nach seiner Seele. Doch der Meister meinte, er habe sich an die Abmachung gehalten, der Teufel solle sich selbst davon überzeugen. Das wollte der Teufel auch tun, aber er konnte die Kirche nicht mehr vollständig betreten, weil sie bereits geweiht war. Er positionierte sich an den Eingangsbereich und schaute hinein. Doch er konnte kein einziges Fenster sehen. Da geriet er so sehr in Rage, dass er so fest aufstampfte, dass sein Fußabdruck bis heute zu sehen ist.
DER AFFENTURM
Der Alte Hof, im späten 12. Jahrhundert gebaut, entstand als herzogliche Stadtburg. Ab etwa 1255 wurde er die Residenz der Herzöge von Oberbayern, später von Bayern insgesamt. Kaiser Ludwig der Bayer machte die Burg sogar zum ersten festen Kaisersitz Deutschlands.
Um einen Erkerturm im Alten Hof, dem sogenannten Affenturm, spinnt sich eine spannende Legende, die den Besuchergruppen bei jeder Altstadtführung erzählt wird.
Der Alte Hof mit dem Affenturm
Der Legende nach hatte Herzog Ludwig II. (der Strenge), Vater von Ludwig dem Bayern, einen zahmen Affen, der frei in der Residenz herumlaufen durfte. Eines Nachts, als der kleine Herzogssohn für einen kurzen Augenblick unbeaufsichtigt war, schlich sich der Affe in sein Zimmer, nahm das Baby in die Arme und warf es immer wieder vergnügt kreischend in die Luft. Als die Amme zurückkam, schrie sie vor Entsetzen. Worauf das Äffchen erschrak und – mit dem kleinen Wittelsbacher in den Armen – die Flucht ergriff. Der ganze Hofstaat hinterher.
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Der Affe rettete sich in seiner Panik durch eine Dachluke auf die höchste Spitze des Erkerturms – den kleinen Ludwig immer fest mit dem Arm umklammernd. Nach gutem Zureden ließ sich das Äffchen schließlich zur Rückkehr bewegen. Er schwang sich zurück aufs Dach, ab durch die Dachluke und brachte den Kleinen sicher zurück in sein Bettchen.
Dass der Erkerturm erst 1470 erbaut wurde, Ludwig der Bayer aber bereits 1347 bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen war, sei nur nebenbei erwähnt.
DER TEUFEL UND DAS KIRCHTURMKREUZ
Die Pfarrkirche Sankt Peter, deren Turm im Volksmund Alter Peter genannt wird, zählt zu den Wahrzeichen Münchens. Es handelt sich um die die älteste erwähnte Pfarrkirche der Stadt. Vom Turm des Alten Peter kann man einen der schönsten Ausblicke über München genießen. Man braucht nur 306 Stufen bewältigen, um die Aussichtsplattform auf 56 Metern Höhe zu erreichen.
Auch um den Alten Peter rankt sich eine Legende, die den Teufel betrifft. Das Kirchturmkreuz auf der Turmspitze ist nämlich nicht wie üblich ausgerichtet, sondern parallel zum Kirchenschiff.
Der Kirchturm vom Alten Peter
Der Legende nach wollte der Teufel, der beim Bau der Frauenkirche hintergangen worden war, sich St. Peter vornehmen, um die „vermaledeiten, gottesfürchtigen Münchnern“ zu bestrafen. Der wackere Turmwächter konnte aber die ganze Horde der Teufel mithilfe eines Holzkreuzes, das über seinem Bett hing, in die Flucht schlagen. So konnte der Teufel nur noch wutentbrannt zurück in die Hölle fahren. Davor soll er aber wütend gegen das Kreuz getreten haben, sodass sich dieses um 90 Grad drehte.
In Wahrheit verhält es sich ganz anders: Weil das etwa vier Meter hohe Kreuz in München oft kräftigen Westwinden ausgesetzt ist, drohte es auf das Mittelschiff zu stürzen. Deshalb wurde es um 90 Grad gedreht, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten.
DER GOLDSCHMIED VOM SCHÖNEN TURM
Wenn man in der Fußgängerzone (in der Kaufingerstraße) unterwegs ist, fällt einem unweigerlich das 1914 erbaute, repräsentative Geschäftshaus
Der Schöne Turm
Vom Schönen Turm ist leider nichts geblieben. Wenn man vor dem Hirmer-Haus auf den Boden schaut, sieht man farblich abgesetzte Gehwegplatten, die Grundriss und Lage des Turms nachzeichnen. Betrachtet man die Fassade des Hirmer-Hauses, kann man aber Weiteres entdecken, das ebenfalls auf den Turm hinweist. Eine Bronzetafel, auf der die Fresken des Turms deutlich zu erkennen sind, eine weitere Inschrift an der Hauswand und eine Steinskulptur an der Hausecke Kaufinger- und Augustinerstraße: Ein Mann, der die schwere Last eines Turms auf den Schultern trägt. Die Skulptur erinnert an die traurige Sage vom Goldschmied im schönen Turm.
Einst soll ein rechtschaffener Goldschmied am Schönen Turm seine Werkstatt gehabt haben. Eines Tages erhielt er von einem Edelmann den Auftrag, die Kopie eines wertvollen Schmuckstücks anzufertigen. Es geschah aber, dass er eines Tages von der Mahlzeit in die Werkstatt zurückkam und mit Schrecken merkte, dass das wertvolle Originalstück verschwunden war, obwohl er die Tür sorgfältig verschlossen hatte. Nur eines der oberen Fenster war offen geblieben, aber unerreichbar für Diebe. Verzweifelt lief er zu dem Edelmann und berichtete von seinem Unglück.
Der Schöne Turm 1805
Doch weder der Kunde noch der Richter glaubten ihm. Der Goldschmied mochte beteuern und beschwören, was er wollte, er wurde für schuldig erklärt, zum Tode verurteilt, durch das Tor des Schönen Turmes aus der Stadt geführt und hingerichtet.
Einige Zeit nach der Hinrichtung mussten Teile des schönen Turms ausgebessert werden. Ein Handwerker kletterte auf den Turm und entdeckte dort ein Dohlennest. Als er genauer hinschaute, sah er etwas darin glitzern. Es war der verschwundene Schmuck des Goldschmieds! Die Dohle war offensichtlich durchs Fenster geflogen und hatte des Glanzes wegen das Schmuckstück entführt.
DER BREZENREITER VON HEILIG-GEIST
Im Deckenfresko der Heilig-Geist-Kirche erkennt man einen Mann neben einem weißen Pferd mit einer Breze in der Hand: den Brezenreiter.
Am 12. Juli 1318 wurde von Burkhard Wadler, einem einflussreichen und wohlhabenden Kaufmann und seiner Frau Heilwig die „Wadler-Spende“ ins Leben gerufen, eine der ersten historischen und namentlich erwähnten weltlichen Stiftungen in München. Das Paar stiftete 63 Pfund Pfennige an das Heilig-Geist-Spital für die Armen und Kranken im Spital.
Einmal im Jahr sollten jedoch auch die anderen Armen in München etwas von der Spende haben: So wurden drei Pfund Pfennige der Stiftung für eine jährliche Brezenspende vorgesehen. Ein Brezenreiter zog dann nachts auf einem Schimmel, damit man ihn besser sehen konnte, durch die Stadt. Mit den Worten „Ihr jung und alte Leut, geht’s hin zum Heiligen Geist, wo’s die Wadler Pretzen geit!“ rief er die Münchner zur Brezenspende zusammen.
Der Brauch hielt sich fast ein halbes Jahrtausend. Als dem Brezenreiter im Jahr 1801, einem Jahr mit großer Not, die Brezen ausgingen, waren die Münchner so verärgert, dass sie den armen Mann vom Pferd zerrten und verprügelten. Das führte dazu, dass der Münchner Stadtrat den Ritt des Brezenreiters im folgenden Jahr abschaffte. Der Brauch wurde daraufhin für viele Jahre eingestellt.
Einer Legende nach wurden die Brezen im Jahr 1160 von einem Bäcker aus Bad Urach erfunden, der wegen eines Vergehens zum Tode verurteilt worden war. Sein Landesherr wollte ihm noch eine Chance geben, falls er ein Brötchen backen würde, durch den die Sonne dreimal scheint, ein Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Bäcker ging ans Werk und erfand die Brezen.
DAS RAPPENECK
An der Ecke Sendlinger Straße und Färbergraben, am Gebäude, welches jahrzehntelang das Sportgeschäft SportScheck beherbergt hat, befindet sich auf einem steinernen Rundbogen das Relief eines Pferdes. Darunter kann man Rappeneck lesen. Freilich hat die Stelle kaum etwas mit einem Pferd zu tun. Im Laufe der Zeit hatte sich eine Wortveränderung eingeschlichen. Älteren Aufzeichnungen zufolge war hier das „äußere Rabeneck“. Der Bezug zu den Raben ergibt sich aus der Tatsache, dass der Ort im Mittelalter eine Hinrichtungsstelle war und die als „Galgenvögel“ und „Todesvögel“ bekannten, aasfressenden Vögel sich auf solchen Hinrichtungsstellen tummelten. Im Mittelalter wurden Richtstätten deshalb oft „Rabenstein“ genannt.
Das Rappeneck
Die Richtstätte befand sich an der ersten Münchner Stadtmauer zwischen dem äußeren Rabeneck (heute Rappeneck), dem inneren Rabeneck (heute Ruffinihaus) und dem ehemaligen Rabenstein (heutige Hofstatt). Nach der Stadterweiterung im 13. Jahrhundert unter Ludwig dem Strengen wurden die Richtstätten außerhalb der neuen Stadtmauer verlegt.
Die von den Bewohnern der Stadt gefürchteten und geächteten Henker führten hier ihren grausigen Beruf aus. Nachdem die zu Bestrafenden gehenkt wurden, ließ man deren Leichen am Galgen baumeln – dieser furchtbare Anblick sollte zur Abschreckung dienen. Dann kamen in großer Zahl die Raben, die sich über die sterblichen Überreste hermachten.
In der Tat wurden bei Grabungen Knochen gefunden. Laut einer Legende soll es an dieser Stelle auch immer noch spuken: Demnach wären die Hingerichteten, ihre Köpfe im Arm tragend, vor allem in finsteren Neumondnächten zu sehen.
Der Schäfflertanz ist ein Zunfttanz der Schäffler (Fassküfer, Fasshersteller), die zu Musik festgelegte Figuren tanzen.
Der Legende nach gab es 1517 eine große Pestepidemie. Die Münchner trauten sich nicht mehr aus ihren Häusern, weil sie Angst vor der Krankheit hatten. Um die Bevölkerung zu beruhigen und das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen, beschloss ein Schäffler, dessen Name nicht bekannt ist, dem Leid der Bewohner ein Ende zu setzen und sie mit einem Tanz zu erheitern. Mit ihm traten ein paar mutige, junge Schäfflergesellen auf den Marktplatz auf. Belegt ist diese Legende nicht. Es ist nicht einmal sicher, dass es 1517 in München eine Pestepidemie gab. Denn in diesem Jahr gibt es keine Auffälligkeiten im Sterberegister. Die Legende, die den Schäfflertanz mit der Pest in Verbindung bringt, ist vermutlich erst im 19. Jahrhundert entstanden. Den ersten wirklichen Beleg für den Schäfflertanz gibt es allerdings erst für das Jahr 1702.
Der Schäfflertanz
Der Schäfflertanz hat inzwischen in vielen Orten Bayerns Tradition. Er findet alle sieben Jahre statt, von Heilig Dreikönig bis zum Faschingsdienstag. Das nächste Schäfflerjahr ist 2026. Ein früherer Schäffler-Auftritt nach der Corona-Epidemie könnte aber wegen der Parallele zur historischen Pestepidemie durchaus aktuell werden.
DER METZGERSPRUNG
Wie auch beim Schäfflertanz entstand der Brauch des Metzgersprungs am Ende einer schweren Pest. 1517 schlossen sich die Metzgerburschen, die mit Fellen und Kalbsschwänzen behangen waren, den damals tanzenden Schäfflern an. Durch einen ausgelassenen Sprung in den Fischbrunnen auf dem Marktplatz wollten sie dokumentieren, dass durch das Wasser keine Gefahr mehr ausging und die Pest besiegt war.
So entstand die Tradition, dass die Metzgergesellen nach bestandener Lehrzeit den Metzgersprung ausführten. Frei- und übermütig stürzten sie sich ins Wasser des Brunnens und wurden auch untergetaucht. Beim Auftauchen wurden die Metzger-Lehrlinge dann nochmals mit Eimern voller Wasser übergossen. Vor allem aber bespritzten sie ausgelassen auch die umherstehenden Gaffer mit Wasser.
Weil das lustige Treiben immer öfter zu Ausschreitungen führte, verbot 1793 der ungeliebte Kurfürst Karl Theodor den Metzgersprung. Erst 1850 ließ König Maximilian II. den alten Volksbrauch wieder aufleben.
Nach einigen Unterbrechungen wird der Brauch des Metzgersprungs auch heute wieder zum Abschluss der Lehrzeit bei der sogenannten Freisprechung der Metzgerburschen durchgeführt. Das geschieht alle drei Jahre im September, am letzten Feriensonntag (letztmals im September 2019).
DER LEICHENSCHMAUS VON 1509
Der Leichenschmaus für Albrecht von Bayern (Albrecht IV. der Weise) wurde das Erste von mehreren später legendären Festen des Hofes der Wittelsbachers im 16. Jahrhundert.
Anlässlich des Begräbnisses des Herzogs im Jahr 1509 wurde ein Schauessen der Superlative gegeben mit 23 Gängen. Das Essen bestand immer abwechselnd aus zwei Gerichten für den Gaumen und einem „religiösen Schaugericht“, wobei den Letzteren, um sie für die Gäste anziehender zu machen, Gebäcke von Zucker und Mandeln beigegeben wurden.
Der kulinarische Bogen umspannte die sieben Weltzeitalter, von Adam und Eva bis zum Jüngsten Gericht.
Das 1. Essen stellte Adam und Eva in einem grünen Garten dar und eine Schlange mit einem Apfel im Maul.
Das 2. Essen war ein gesottener Schweinskopf auf einem Rost abgetrocknet.
Das 3. Essen war gesottenes Fleisch mit Kapaunen, Hühnern und getrocknetem Fleisch.
Das 4. Essen war eine Figur der Arche Noah mit beiliegenden Oblaten, mit Zucker gebacken.
Das 5. Essen war ein warmes Essen, Fisch von Lachsen, Äschen und weiteren guten Fischen.
Und so geht es weiter, mit eingemachten Hasen, Gemüse, Pasteten mit Birnen, eingemachten Vögeln, gebratenen Fasanen, Haselhühnern und Rebhühnern. Nicht sehr fantasievoll, dafür aber üppig und „gesund (!)“ . Dazwischen immer wieder die Darstellungen der Weltzeitalter: König David, der Turm von Babylon, die Menschwerdung Christi, das Jüngste Gericht.
Das 22. Essen war ein Meisterwerk der Konditorei. Es stellte eine Nachbildung von Albrechts heute verlorenem Grabmal in der Münchner Frauenkirche dar.
Apropos essen und Trinken: Herzog Albrecht IV. war vor allem dafür bekannt, dass er am 30. November 1487 eine Norm erlies, nach der die Brauer Münchens nur Gerste, Hopfen und Wasser zur Bierherstellung verwenden dürfen. Dieser Erlass wurde viel später, ab den 1980er-Jahren, von den Münchner Brauereien als „Münchner Reinheitsgebot“ bezeichnet. Jetzt wissen Sie, weshalb Herzog Albrecht „der Weise“ genannt wurde"!
Der Maibaum am Viktualienmarkt
DIE SCHWARZE FRAU DER WITTELSBACHER
Gespenster, die in Schlössern europäischer Adelsfamilien gespukt haben sollen, gibt es zahlreiche – europaweit! Eines davon ist die Weiße Frau, der Geist eines weiblichen Vorfahren des jeweiligen Adelsgeschlechts. Im Allgemeinen gilt die Weiße Frau nicht als böswillig. Ihr Erscheinen verursacht trotzdem Schrecken, weil es Unheil, insbesondere die Todesfälle von Mitgliedern der Familie ankündigt. In solchen Fällen erscheint sie manchmal auch schwarz gekleidet. Eine solche Schwarze Frau, eine schwarz gekleidete, verschleierte Geisterfrau soll durch die Gemäuer der Residenz, dem ehemaligen Stadtschloss der Wittelsbacher, wandeln. Einmal kommt sie angeschwebt, einmal trippelt sie auf hochhackigen Schuhen. Gelegentlich hält sie einen Apfel in der Hand. Sie erschien nicht nur in der Residenz, sondern auch im Schloss Schleißheim.
Die Residenz
Wie ein Fluch verfolgt sie seit Jahrhunderten die bayerische Adelsfamilie. Eine der möglichen Kandidatinnen ist Maria von Brabant, die Frau von Ludwig dem Strengen. Er ließ sie enthaupten, weil er dachte, sie sei ihm untreu. Eine weitere Kandidatin ist Agnes Bernauer, die in der Donau ertränkt wurde.
Wer immer sie sei, jedes Mal, wenn sie gesehen wird, stirbt kurz darauf ein Familienmitglied. Man sah sie in der Nacht auf den 13. Juni 1886, dem Tag, an dem Ludwig II. (der „Kini“) unter geheimnisvollem Umständen im Starnberger See ums Leben kam. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie gesehen, gleich mehrere Wittelsbacher starben im selben Jahr. 1969 erschien sie Prinz Adalbert von Bayern in einem Traum, kurz danach verunglückte sein Sohn bei einem Flugzeugabsturz. Noch heute berichten Besucher und Aufseher der Residenz immer wieder von einer Begegnung mit einer schwarz gekleideten Frau in altertümlicher Kleidung ...
DIE ISARNIXE
Die Isar war in früheren Zeiten ein reißender und gefährlicher Strom. Sie bahnte sich ihren Lauf durch das Oberland, weil sie ungebremst war durch die heutigen Kraftwerke und Stauwehre. Besonders die Flößer bekamen diese Naturgewalt hautnah zu spüren und viele von ihnen verloren bei ihrer riskanten Arbeit ihr Leben. In einer alten Sage bekamen die Gefahren der Isar menschliche Gestalt, jene der Isarnixe. Diese Sage erzählt, dass, als der Bayernherzog Albert IV. im Jahr 1487 sich mit Kunigunde, der Schwester des späteren Kaisers Maximilian I., vermählte, Gaukler und Spielleute aus allen Teilen des Landes zur Hochzeit kamen. Darunter war auch ein junger, gut aussehender Edelmann, der ein Meister im Dudelsackspielen war und seine Zuhörer begeisterte. Besonders gut verstand er es, mit diesem Instrument verschiedene Vogel- und Tierstimmen nachzuahmen.
Unter den vielen Zuhörern war ein schönes Edelfräulein, in das sich der Spielmann Hals über Kopf verliebte. Doch als der Herzog eines Tages mit seinem Gefolge einen Ausflug zum Jagdschloss Grünwald unternahm, wollte das Edelfräulein, die genau bemerkt hatte, dass der Mann sie begehrte, ihn herausfordern und fragte ihn, ob er den Mut habe, sein Leben für sie zu wagen. „Es sei!“, rief der Jüngling und forderte sie auf, ihm die Chance zu geben, ihr seine Liebe zu beweisen.
Statue der Isarnixe im Sendlinger Park
Da riss das Edelfräulein seinen kostbaren Schmuck vom Hals und warf es in die Fluten der Isar. Ohne zu zögern, stürzte sich der Spielmann in das reißende Wasser, um in den wilden Fluten nach dem Schmuck zu tauchen. Aber die Isar verschlang beide. Der Jüngling und der Schmuck wurden nie wieder gesehen. Das herzlose Edelfräulein verschwand ebenfalls drei Tagen später spurlos. Seitdem kann man im Schilf ihren geisterhaften Lockruf „Tutli-i-i-i“ hören. Wehe dem, der diesem Rufe folgt! Das Wasser der Isar bereitet ihm ein kühles Grab.
Es wurde erzählt, dass Flößer, die den Ruf der Wassernixe hörten, unweigerlich auf der nächsten Fahrt ertrinken würden. Viele Flößer konnten ihrem Schicksal nur entkommen, weil sie sich die Ohren verstopften, oder weil sie beim Passieren der Marienklause so laut beteten, dass sie die Lockrufe der Isarnixe nicht vernehmen konnten. Es wird auch geflüstert, dass bei drohendem Hochwasser die Isarnixe durch die Isarauen husche und einsame Wanderer durch kleine Flämmchen vom sicheren Weg ablocke, bis das Hochwasser sie umbrause und er nimmer zurückkönne.
DER HEILIGE ONUPHRIUS
Schon seit Urzeiten befand sich an der Fassade des Hauses Nummer 17 am Schrannenplatz (dem heutigen Marienplatz) ein Gemälde eines riesigen Bärtigen, der nur mit Blättern bekleidet war. Er trug einen Knotenstock und ein Doppelkreuz und wurde von den Bewohnern oft fälschlicherweise für den Hl. Christophorus gehalten. Es handelt sich indessen um den Heiligen Onuphrius (etwa 320-400), einen abessinischen Asketen, der als Heiliger in der koptischen, orthodoxen und katholischen Kirche verehrt wurde. Er war Münchens erster Stadtpatron.
Um die Beziehung Münchens zu dem Heiligen ranken sich Legenden. So soll Heinrich der Löwe während seiner Jerusalemfahrt 1172 in einem Kloster die Gebeine des Onuphrius gesehen haben. Als er von den Mönchen dessen Geschichte hörte, entschloss er sich, ihn zum Patron für seine Heimreise zu wählen. Er bekam von den Mönchen die Hirnschale des Heiligen. Feierlich soll der Herzog samt Gefolge über die Isarbrücke in München eingezogen sein, vor ihnen trugen sie den Reliquienschrein. So wurde St. Onuphrius in München bekannt und verehrt.
Sankt Onuphrius
1416 kehrte der Münchner Heinrich Primat von einer Pilgerreise aus dem Heiligen Land zurück. Da er gelobt hatte, für den Fall seiner glücklichen Heimkehr zu Ehren des Heiligen Onuphrius ein groses Gemälde zu stiften, ließ er an der Fassade seines Hauses am Schrannenplatz das Bildnis dieses Heiligen anbringen. Jedes Haus, das seitdem an diesem Platz steht, trägt an der Fassade das Bild vom Hl. Onuphrius. Auf dem heutige Gebäude befindet sich ein Mosaik des Heiligen. Es wurde etwa 1960 von Max Lacher errichtet. Eine Legende erzählt weiterhin, dass es zum Volksglauben wurde, dass kein Mensch, der das Bild ansehe, am selben Tag eines jähen Todes sterbe.
Der Heilige wurde von den Münchnern oft mit dem Heiligen Christophorus verwechselt, weil Beide in ähnlicher Weise dargestellt wurden. Und weil das Bildnis direkt am Eiermarkt lag, nannte man es „den großen Christoph am Eiermarkt“ oder auch liebevoll "das Stofferl vom Eiermarkt".
Im Gegensatz zum Heiligen Christophorus, der als Schutzheilger der Reisenden gilt, ist der Heilige Onuphrius der Schutzheilige der Weber, der Studenten mit Lernproblemen, der heiratswilligen Frauen sowie der Prostituierten. Er schützt aber auch die von sexuellen Übergriffen Bedrohten und hilft beim Wiederfinden verlorener Sachen.
BUCHTIPP: | |
Sagen und Legenden von München | |
Das Buch gibt Antworten auf Fragen wie: Wer ist die geheimnisvolle „Schwarze Frau“ der Wittelsbacher? Was hatte es mit der „Eisernen Jungfrau“ für eine Bewandtnis? Woher hat das unheimliche Fausttürchen seinen Namen? Was treibt der Teufel an der Turmspitze von St. Peter? |
BUCHTIPP: | |
111 Orte in München, die man gesehen haben muß | |
Wussten Sie, dass Thomas Manns Braunbär zum Greifen nah in München steht, dass Michael Jackson für immer an der Isar bleibt und dass es in München neben Hellabrunn einen zweiten Zoo gibt? Haben Sie schon einmal in Fröttmaning Halluzinationen gehabt, in einer Theaterkantine einen tollen Abend verlebt oder köstlich zwischen Fresken gespeist? Dieses Buch führt selbst Münchner an Orte, die sie staunen lassen, und erzählt Geschichten, die noch niemand gehört hat. Und das gleich 111 Mal. | |