WISSENSWERTES

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BAYERISCHE AUSDRÜCKE


20. August 2020

Wenn jemand nach München zieht (von außerhalb Bayerns) lohnt es sich, eine Reihe von Wörtern und Sprü­chen zu lernen, die es ihm/ ihr erleichtern, sich in München „heimisch“ zu fühlen.

Bei den hier aufgeführten Begriffen und Sprüchen handelt es sich nicht um solche, die ausschließlich von Mundartsprechern ver­wendet werden, sondern um solche, die längst in die Münchner All­tags­spra­che ein­gegangen sind und von jeder­mann, und sei es als Zitat, verwendet werden. Viele begriffe wer­den i. A. im süddeutschen/ österreichischen Raum verstanden.

Mundart-Kraftausdrücke wie Kloana Kniabiesler, Brunzkachl  oder Oarsch­geign  werden Sie also hier nicht finden.

Auszogne, eine Art Schmalznudel (Fettgebäck, Siedegebäck). Sie besteht aus Hefeteig (Bayrisch: Germteig), und der Teig wird so geformt, dass das Gebäck in der Mitte ganz dünn wird und außen einen gleichmäßigen dicken Wulst hat. Das Café Frischhut  am Viktualienmarkt, das jeder in Mün­chen fast nur unter dem Namen Schmalz­nudel  kennt, hat ohne zweifel die besten „Auszog'nen“ der Stadt. Den Begriff „Nudel“  in dieser Ver­wen­dung (also nicht in der Bedeutung von „Pasta“) kenne ich nur aus Bayern.

aufbrezeln : Sich auf übertriebene Weise he­raus­putzen, herrichten, hübsch machen und kleiden, aufdonnern. Lange Klimper-Wimpern, kurzes Röckchen, gestyltes Haar und hohe Stöckelschuhe sind die perfekten Vor­aussetzungen um „auf­ge­brezelt“ zu sein.

A bisserl was geht immer ! : Dieser inzwischen zum „Klassiker“ avancierte Münchner Spruch stammt aus dem Mund vom „ewigen StenzMo­na­co Franze  (Helmut Fischer) aus der gleich­na­mi­gen Kult-Fernsehserie aus den 1980er-Jahren.

Blosn : Ist eine Bayerische Bezeichnung für Clique, Gruppe. Beispielsweise war die Biermösl Blosn eine bayerische Musik- und Kabarettgruppe, die 1976 von den Brüdern Hans, Michael und Christoph Well gegründet wurde. Der erste Teil des Namens bezieht sich auf das Biermösl oder Biermoos, das ein Teil des Haspelmoors im Landkreis Fürstenfeldbruck ist.

Brezn : Ist die Bayerische Bezeichnung für Brezel, ein Gebäck in Form eines symmetrisch ver­schlun­genen Teigstrangs. Der Name geht auf das la­tei­nische „brachium“ (der Arm) wegen des Ausse­hens von verschränkten Armen) zurück.

Diridari : Diridari bezeichnet ist in Altbayern die Bezeichnung für Geld, für „das nötige Kleingeld“. Es kann damit auch die allgemeine Zahlungsfähigkeit einer Person gemeint sein. Etymologisch könnte die Herkunft aus dem Italie­nischen sein. Da gäbe es einmal das „dare dare“ (geben geben) oder das „dare denari“ (Geld geben).

Dirndl : Der Begriff ist eine Verkleinerung des ba­ye­rischen Wortes Dirn  und heißt Mädchen. Auch Mägde wur­den in Bayern so genannt. Zugleich ist ein Dirndl  bzw. Dirndlgewand  auch ein bayerisches und ös­ter­rei­chi­sches Trachtenkleid, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde und heute als typisch al­pen­län­dische Tracht angesehen wird.

fei : Füll-/Würzwort, das einer Aufforderung Nach­druck verleiht; tatsächlich; wirklich; bestimmt. Stammt möglicherweise vom Verb feien  (un­an­greifbar machen), das heute nur noch in der Wen­dung „gefeit sein“ gebraucht wird.

Ah geh ! : Bedeutet so viel wie „Ach komm schon!“, „Nimms nicht zu ernst!“. Mit Fragezeichen versehen bedeutet es, dass man etwas einfach nicht glauben kann, im Sinne von “Das meinst Du doch nicht ernst? Das kann ich nicht glauben.“.


BUCHTIPP:
Asterix auf münchnerisch
Sammelband zweier Asterix-Abenteuer in Münchner Mundart! Er enthält die Anfang des Jahrtausends erschienenen Abenteuer Ozabfd is!  und Da Subbn­kessel, ins Münchnerische übertra­gen von dem populären Übersetzer-Duo Carl-Ludwig Reichert und Udo Wacht­veitl alias Tatort-Kommissar Franz Leitmayr. Das ideale Geschenk für alle München-Besucher und München-Fans!

Gaudi : Spaß; verkürzt aus lateinisch gaudium  (Freude).

Geh weida ! : (Geh weiter!). Je nach Zu­sam­men­hang kann es Unterschiedliches bedeuten. Es kann Erstaunen aus­drücken : „Das gibt´s doch nicht!“, „Was Du nich sagst!“. Bei strengerem Ton steht es für : „Lass mir meine Ruhe“, „Mach dich vom Acker“.

Gfrett : Tätigkeit, die viel Mühe, Ärger, Mühsal bereitet. Das Wort kommt vom Verb fretten, sich aufreiben, sich wund reiben sich behelfen, so gut es geht, sich (mit etwas) abmühen, sich unter schwierigen Umständen im Leben durchbringen.

Grattler: Mit dem von „Kratten“ (zwei­räd­ri­gem Wagen) abge­lei­teten Be­griff bezeich­nete man in herab­las­sen­der Form zunächst Tiro­ler, die mit einem klei­nem Karren voller Obst usw. nach Bayern zogen. Der Ausdruck wird bis heute ab­wer­tend ge­braucht für finan­ziell schwache Per­sonen, Asoziale, Taugenichts, Penner.

Gschwerl : Bagage, Gesindel, Lumpenpack, Pack (…schleicht’s eich, Gschwerl, elendigs!).

Gspusi : ausgesprochen Gschpusi. Steht für Tech­telmechtel, also umgangssprachlich für eine mehr oder weniger heimliche Liebschaft. Das Wort hat eine Sprachverwandtschaft mit dem italienischen Wort sposi  (Verlobte, Eheleute).

Wer ko, der ko : (Wer kann, der kann). Es ist ein Spruch von Franz Xaver Krenkl, einem Pfer­de­händler, der ab 1806 in München lebte und eine Lohnkutscherei für gutgestellte Kunden betrieb. Als er einmal die Kutsche von Kronprinz Ludwig  im Englischen Garten verbotswidrig überholte, rief er ihm dabei zu : „Majestät, wer ko, der ko!“. Der Ausruf wurde zum geflügelten Wort.



Larifari : steht für dummes Geschwätz, Sinnloses. Außerdem bezeichnet der Ausdruck Zustände der Un­entschiedenheit, Halbherzigkeit oder Unernsthaftigkeit, ähnlich wie Wischiwaschi oder Mumpitz. Es ist auch der Name des Kasperl Larifari, einer literarischen Figur in den Puppenspielen von Franz Graf von Pocci  (1807–1876).

Da legst di nieder ! : Ausdruck einer unerwarteten, großen Überraschung, die fast zu einer Ohnmacht führt. Das ist überraschend / unglaublich/ ver­blüf­fend. Ver­blüf­fend und unverständlich ist in meinen Augen, dass dieser alte bayerische Über­ra­schungs­aus­ruf von einem Unternehmen (O2) als Wortmarke für sich in Anspruch ge­nommen wurde. Den Satz hatte nämlich Franz Beckenbauer für den Mo­bil­funk­anbieter O2 in einem Wer­be­spot ge­spro­chen. Der Mobilfunkanbieter E-Plus hatte einen ähnlich klingenden Satz seitens Rudi Völler in einem Werbe­spot verwendet. Ein Urteil des Landgerichts Mün­chen I  verbot dies 2003.

Kracherl : Das sagt man in Altbayern zu einer Limonade, einer 'Limo', einem nichtalkoholischen Getränk, das mit reichlich Kohlensäure versetzt ist.

Ja, mei! : Eine allgemeine Toleranzformel mit vielen Bedeutungen, wie zum Beispiel „Das macht doch nichts“, „Ist mir egal“, „Das kann man nicht ändern“.

Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen hab’ ich mich nicht getraut. (Legendärer Satz des Münchner Ko­mi­kers Karl Valentin).

Noagerl: sagen die Menschen in Altbayern zu einem „Bierrest im Krug, Glas oder in der Flasche. In Noagerl steckt das Wort „die Neige“, denn den Bier-Rest sieht man am besten, wenn man den Maßkrug ein wenig neigt.

O'zapft is ! : Es ist angezapft! Im Anschluss an den Anstich des ersten Bierfasses durch den am­tie­ren­den Münchner Oberbürgermeister im Schot­ten­ha­mel-Festzelt  steht der Spruch seit 1950 für die Er­öffnung des Oktoberfests in München. An­schlie­ßend folgen zwölf Böllerschüsse als Signal, dass in allen Festzelten das Bier ausgeschenkt werden darf.


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Passt scho ! : Ist schon recht; alles klar; selbst­ver­ständlich. Einem Kellner beim Zahlen : Sie können den Rest behalten.

Mir pressiert's : Ich muss mich beeilen.

Ramadama : Großes Aufräumen  (rama dama  = räumen tun wir).

resch : frisch, knusprig 

sakrisch : großartig; (teuflisch) gut; sehr. Stammt von sakramental  (geheiligt)

sau- : Vorsilbe, um Wörter in positivem oder ne­ga­tivem Sinne zu verstärken (saugut, saublöd).

Schick di ! : Mach schon, beeil dich!

Schleich di ! : Hau ab!/ Schau, dass du wei­ter­kommst!


BUCHTIPP:
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Nicht nur für Zuagroasde: Bai­risch für Anfän­ger ist eine char­mant il­lus­trier­te Kom­mu­ni­ka­tions­hilfe für den Frei­staat & lie­fert Witziges & Wissenswertes zu Wortschatz & Lebensart der Bayern. Mit amüsanten Glossen & Interpretationshilfen - für alle Freunde des bairischen Dialekts.

A so a Schmarrn ! : So ein Blödsinn!

Spezi, Spezl : Freund, Kamerad, Kumpel, Ver­trau­ter (wohl von : spezieller Freund). Spezi  nennt man auch ein Mixgetränk aus Oran­gen­li­mo­nade und Cola.

St. Adelheim : Nein, damit ist kein Heiliger gemeint, es handelt sich um die humorvolle Bezeichnung für die Justizvollzugsanstalt München, die sich in der Stadelheimer Straße in Giesing befindet. Sie gehört mit 14 ha Nutzfläche zu den größten Justizvollzugsanstalten in Deutschland.

stad: leise, still

Stenz: Der Begriff stammt aus dem Bereich der Handwerksburschen. Sie führten auf ihrer Wanderschaft einen Wanderstab mit sich: den „Stenz“. In Bayern wurde daraus der charmante Weiberheld aber auch ein übertrieben auf sein Äußeres achtender Mann.

Wiesn-Dreier : Kein Grund, sich verlegen zu fühlen. Ein Wiesn-Dreier ist nichts Unanständiges, sondern die traditionbelle Kombination aus einer Maß Bier, einem Hendl und einer Brezn. Ein Klassiker auf dem Oktoberfest!

Zamperl : Der Dackel, Münchens Traditionshund. Er gilt als eines der Symbole Münchens. So werden in München auch kleine Hunde bezeichnet. Der Begriff leitet sich von ital. „zampa“ (Pfote) ab. Einst verurteilte ein Münchner Gericht einen An­ge­klag­ten, der einen Polizisten als „Sie Zamperl“ ge­schmäht hatte, mit der Begründung : In München sei der Begriff zwar im Prinzip kein Schimpfwort, in diesem Fall aber schon, weil der Beamte sehr klein gewachsen war.


Falls Sie ich darüber hinaus für den äußerst krea­ti­ven bayerischen Schimpfwortschatz inte­res­sie­ren, hier ein belustigendes Video:

Weiteres können Sie auf Wikipedia finden!


TIPP:
München 7 - Vol. 1-7 (19 Discs)
Sieben Staffeln der Kultserie „München 7“. Die beiden Polizisten Xaver Bartl  (An­dreas Giebel) und Felix Kandler  (Flo­rian Karlheim) verrichten ihren Dienst in der bayerischen Lan­des­haupt­stadt im Polizeirevier 7  und treiben die Re­vier­leiterin Thekla Eichenseher  (Lui­se Kin­se­her) nicht selten zur Weißglut. In ihren Fällen geht es aber weniger um Mord und Gewalt, sondern eher um Zwi­schen­menschliches.