WISSENSWERTES

STAND: JANUAR 2024


STREET ART


30. JANUAR 2022

Unter Graffiti versteht man selbstautorisiert angebrachte Zeichen aller Art im urbanen Raum. Sie sind ur­sprüng­lich ein Aus­druck einer Jugendkultur auf der Suche nach Aus­drucksformen politischer oder sonstiger Natur.

Besprühte Schilder am Straßenrand, beschmierte Haus­wände, Brückenpfeiler, Tunnelwände oder komplett bebilderte Zugwaggons – Graffiti sind überall zu finden. In fast allen Fällen wurden sie ohne Erlaubnis der Ei­gen­tü­mer angebracht und sind somit illegal. Solche gegen den Willen der Eigentümer an­ge­brachten Graffiti sind – und das völlig unabhängig von ihrem künst­le­ri­schen Wert – im Sinne des Strafgesetzbuches Sach­be­schädigung. Dazu kommt oft auch noch ein verbotswidriges Betreten des Geländes, sodass zusätzlich ein Haus­friedensbruch vorliegen kann.

Der deutsche Graffiti-Künstler WON ABC, der maßgeblich an der Initiierung der Münchner Graffiti-Szene be­tei­ligt war, wurde einmal zu einer sechs­mo­na­tigen Strafe auf Bewährung verurteilt. In einem Vergleich mit der Deutschen Bahn  einigte er sich schließlich für die von ihm eingeräumten Schäden in Höhe von 130.000 DM an S-Bahn-Zügen auf eine Zahlung von 20.000 DM. Danach wandte sich der Künstler dem legalen Segment der Street Art zu.

Sind Graffiti als Kunstgattung anzusehen oder doch nur hässliche Schmierereien? Von ei­nem Jugendrichter stammt der Satz: „Was Kunst ist, entscheidet nicht der Sprüher, son­dern der Eigentümer“. Das ist meines Er­achtens Unsinn. Graffiti können selbst­ver­ständ­lich Kunst sein, ob sie legal oder illegal erstellt worden sind, spielt da keine Rolle.

Vandalismus

Ein großer Teil der Graffiti scheint (zumindest für einen Laien) nichts Inhaltliches dar­zu­stellen, sondern nur aus kryptischen Schriften zu bestehen, bei denen mehr oder weniger große Buchstaben und Zahlen das zugrund­lie­gende Element darstellen. Manchmal sind auch figürliche Darstellungen in den Schrift­zügen integriert, oft im Stil von Comics. Die Schriften sind oft stark geschwungen und in verschiedene Richtungen ge­neigt, manchmal sogar gedreht oder gespiegelt. In der Fachsprache spricht man von „Style Writing“.


Style Writing


Das soll aber nicht das Thema dieser Seite sein. Sie trägt den Titel Street Art nicht ohne Grund, denn in mei­ner Wahrnehmung ist „Street Art“ mehr als nur „Graffiti“. Es ist die Eman­zipierung der Ersteren von den Letzteren. In Wahrheit ist die Definition von Street Art immer noch nicht festgeschrieben.



Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Graffiti und Street-Art ist der Zugang, den die beiden Kunst­for­men den Betrachtern bieten: Die Graffitiszene ist für Au­ßen­stehende in den meisten Fällen nicht nach­zu­voll­zie­hen. Für sie stellen sich „Writings“ wie gesprayte Schnör­kel und Schlaufen dar, aus denen man über­haupt nichts entziffern kann. Deshalb sieht man sie außerhalb der Szene meistens nur als Schmierereien an. Die schwere Zu­gäng­lichkeit der Graffiti und deren van­da­lis­ti­schen Charakter sorgen für Ablehnung bei ei­nem gro­ßen Teil des Publikums.


Style Writing & Comic-Männchen: Kunst?


Während Graffiti-Writer also in erster Linie für sich selbst und eingeweihte Szenemitglieder malen, möchte Street-Art ein großes Publikum erreichen und dessen äs­the­tischen Ge­schmack treffen, weil ihr Ziel darin be­steht, Diskussionen und Reaktionen auszulösen. Des­halb sind gegenständliche Motive und abstrakte Muster typisch für Street Art.

Deshalb wird – anders als bei den Graffiti – Street Art inzwischen von einem großen Teil der Gesellschaft als Kunst akzeptiert. Eine Ausweitung der öffentlich zur Verfügung gestellten Flächen ist gewünscht und der Trend zur Verzierung von großflächigen Hauswänden ist längst in zahlreichen Städten angekommen. Die bunten, kreativen und manchmal ge­sell­schafts­kri­tischen Wand­ma­lereien sorgen für eine optische Aufwertung von tris­ten und kahlen Hauswänden.

Roosters (Matthias Mross) meet Calligraffiti

Mehr als von „Street Art“ spricht man meistens von Murals, was wörtlich übersetzt Wand­malerei  bedeutet. Im Gegensatz zu den Graffiti handelt es sich bei den Murals jedoch oft um beauftragte Arbeiten oder freie Werke, die für einen bestimmten Zeitraum oder lang­fris­tig den öffentlichen Raum verschönern sollen. Da­mit ist diese Form der Street Art meist legal.


BUCHTIPP:
Graffiti XXL: Street Art im Großformat
Dieser reich illustrierte Bildband bietet einen umfassenden Überblick über einen rasant wachsenden urbanen Trend. Das ideale Geschenk für alle Fans von Graffiti-Kunst, Street Art und Urban Art! Noch gelten sie als echter Geheimtipp: Murals, spektakuläre Wandgraffitis in Übergröße. Doch ihre Fangemeinde wächst und wächst.

Es heißt, München sei ein Vorreiter der Graffiti-Szene in Deutschland gewesen. Nur schade allerdings, dass man zum großen Teil nur Style-Writings sieht oder Werke, die im We­sent­lichen aus Comicfiguren und Mons­ter­ge­sich­tern bestehen. Sie führten, wie auch die Street Art, bis vor nicht allzu langer Zeit ein Leben quasi im Ver­bor­genen, in Fuß­gän­ger­un­ter­füh­run­gen, auf Bau­zäu­nen und auf den Stützpfeilern von Brücken.

In der Unterführung am Friedensengel

Das hat viel damit zu tun, dass die Anfänge dieser Kunst nicht selten illegalen Charakter hat­ten, aber vor al­lem, dass weder private Gebäudeeigner noch die Stadt die notwendigen Flä­chen in „sichtbaren“ Bereichen zur Verfügung stellten. Erst seit Kurzem stellt die Stadt für etablierte Künstler offizielle Flächen wie die unter der Don­ners­ber­ger­brü­cke oder an der Tumblingerstraße zur Verfügung.

Parkplatz unter der Donnersberger Brücke

Aber auch hier handelt es sich um die bereits genannten weniger attraktiven Locations. Street Art in der „Un­ter­welt“! Dort tummeln sich in großer Zahl Graffiti-Wri­ter und Möch­tegernkünstler. Inspirierende, „sicht­bare“ Wand­ma­le­reien sind jdenfalls immer noch selten.

Parkplatz unter der Donnersberger Brücke


BUCHTIPP:
Icons of Street Art: Big Murals
BIG MURALS – riesige, ganze Häuserfassaden einnehmende Kunstwerke, oft mit po­li­tischer und gesellschafts­kri­tischer Bot­schaft: Der Bildband »Icons of Street Art« zeigt in Aufnahmen des Fotografen Michael Harker die besondere Strahlkraft und Be­deu­tung dieser Straßenkunst an Beispielen aus Berlin, Lissabon, Paris oder New York City.

Zu den ersten Wandmalereien, die Münchner Gebäude schmückten, zählen jene im Stu­den­ten­viertel des Olym­piadorfs. Denn dort sind die meisten der zahlreichen Bungalows auf­wen­dig bemalt. Die Fassaden der Bun­ga­lows durften damals (1971) die Bewohner nach eigenem Geschmack selbst gestalten. Deshalb ist so ziemlich alles vertreten, was man mit einer kreativen Ader auf eine Hauswand auftragen kann. Von hu­mor­vollen Cartoons bis hin zu künstlerischen Abbildungen des typischen Studentenlebens.

Bemalte Fassade in der Studentenstadt


Im Kreativquartier an der Dachauer Straße hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Kunst- und Kul­tur­szene entwickelt. Durch das Engagement des Kunst­ve­reins Positive Propaganda haben wir in Mün­chen das Privileg, eine Vielzahl großformatiger Murals be­stau­nen zu dürfen, die mitunter von den welt­weit be­deu­tendsten Akteuren der Szene gestaltet wurden.

Street-Art ist eine emanzipierte Form der Graffiti-Kultur und gilt als eine der wichtigsten Kunstbewegungen der Gegenwart“, heißt es auf der Seite des gemeinnützigen Vereins. Und die wird in München zunehmend als Kunst­form in den öffentlichen Raum integriert.


Das erste Positive-Propaganda Projekt erfolgte in Koo­peration mit Amnesty International München  zum The­ma „Hände hoch für Waffenkontrolle!“. Um es zu rea­li­sie­ren, stand ein Künstler ganz oben auf der Liste: KRIPOE von CBS aus Berlin.

Hände hoch für Waffenkontrolle!


Das Munich Center of Community Arts (MUCCA) im Kreativquartier  ist eine Institution, die Platz für künst­le­ri­sche und soziale Projekte bietet, interdis­zipli­näre Kul­tur­arbeit und ex­perimen­telle Ver­an­stal­tungs­formate. Die abgebildete Wandmalerei stellt eine Kuh dar. Mucca ist das italienische Wort für Kuh.

Mural an der Fassade des MUCCA


Wenn sie auch früher in der Illegalität ihr Handwerk ausübten, verewigten sich inzwischen nicht wenige der bedeutendsten Akteure der internationalen Street-Art-Szene ganz legal in München. Seit einigen Jahren haben die Größen der Street Art-Szene wie BLU, ESCIF, She­pard Fairey und Mark Jenkins München für sich entdeckt und setzen in Kooperation mit dem Kunstverein Positive Propaganda e. V.  wertvolle künstlerische Impulse im öffentlichen Raum um.

Frank Shepard Fairey (1970) ist ein Street Art-Künstler, Grafiker und Il­lus­trator. Bekannt wurde der US-Ame­ri­kaner der breiten Öffentlichkeit vor allem durch sei­ne „Obey“-Serie. 2016 realisierte er mit dem Posi­tive-Propaganda-Team ein Mural in der Landshuter Allee: „Paint it Black“, mit dem er die Gier nach Öl der Politik kritisiert.

Paint it black


Ericailcane (1980) ist das Pseudonym eines italienischen bildenden Künstlers. Seine künst­lerische Arbeit um­fasst vor allem Graffiti, Street Art, Illustrationen und Zeich­nun­gen und beinhaltet überwiegend die Dar­stel­lung von Tierfiguren. Er gehört zu der neuen Ge­ne­ra­tion eu­ro­päi­scher Straßenkünstler, die die Ge­stal­tung des öf­fentlichen Raums revo­lu­tioniert haben. 2017 Realisierte er das Mural Gentifrication in der Tulbeckstraße im Westend.

Gentrification

In diesem Werk symbolisiert der Specht den rück­sichts­losen Investor, der in das (Baum-)Haus ein gro­ßes Loch geschlagen hat und die Larven der Ameisen frisst. Diese formieren sich schließlich zum Widerstand.

Es geht um die Gentrifizierung des Westend-Viertels, eines Gebiets, das sich in den ver­gan­ge­nen Jahren ra­di­kal verändert hat. Investi­tionen wurden getätigt, die Im­mo­bi­lien­preise stiegen und die Menschen, die ur­sprüng­lich dort lebten, konnten sich das Wohnen dort nicht mehr leisten.


Beim Flanieren im Westend findet man an fast jeder Ecke Wandmalereien. Dass aus­ge­rech­net dieses Viertel Schauplatz für Murals aller Art ist, kann auf die Vielfalt seiner Be­woh­ner zurückgeführt werden, die aus allen Alters- und Einkommens­schich­ten stammen. Deshalb ist hier die Toleranz gegenüber alternativen Ge­stal­tungs­ansätzen hoch und die Kreativität findet seinen Platz.

Ein Mural, das von Positive Propaganda  mit dem Po­lit­ak­tivisten NoName 2014 im Westend rea­li­siert wurde, heißt „Sturm“. Als Inspi­ration diente dem Künstler eine alte Streich­holz­schach­tel mit der Aufschrift „Sturm“, die der Künstler auf einem Spielplatz im Innen­hof des Ge­bäu­de­kom­plexes an der Westendstraße 99 auf dem Boden fand.

Sturm

Die brennenden Streichhölzer verweisen hier sehr sinn­bild­lich auf den „Sozialen Brenn­punkt“. Der Künstler möch­te das Kunstwerk all denen widmen, die ge­sell­schaft­lich ausgegrenzt und unterschätzt werden.


Das ehemalige Siemens-Gelände in München-Ober­send­ling wurde 2017 Schauplatz eines au­ßer­ge­wöhn­lichen Kunstprojekts. Beim Street-Art- und Graf­fi­ti-Festival SCALE – Urban WallArt Munich  versahen vom 26. Juni bis 1. Juli international bekannte StreetArt-Künst­ler aus Südamerika, Polen, Frankreich, Spanien, Ös­ter­reich und Deutsch­land die Gebäude an der Hofmann­straße mit riesigen Wandmalereien.

Mural von Okuda

Eine Woche lang malten und sprayten sie auf dem alten Siemens Campus Süd. Einige Na­men: Aryz - Os Gemeos - Jana & JS - Okuda - Sainer - Loomit - SatOne - Axel Void - Daniel Man - Daim - Stone Age Kids.

Mural von Jana & JS

Für mich als früherer Siemens-Mitarbeiter wirkt das ehemalige Siemensgelände besonders deprimierend, denn es stehen zahlreiche Gebäude leer. Es soll zwar hier ein neues Wohn­quar­tier entstehen, aber noch ist davon nichts zu sehen. Diese Trostlosigkeit, gepaart mit den in der Tat beeindruckenden Murals lässt mich darüber grü­beln, wie wenig diese Art von Kunst in München wirk­lich „angekommen“ ist. Denn auch hier hat sie es nur ge­schafft, sich in weniger attraktiven Standorten zu etablieren.


Liqen ist ein talentierter Street-Art-Künstler aus Spanien, der Wände auf spektakuläre Weise dekoriert. Er hat zahl­reiche Länder auf der ganzen Welt bereist und überall mit seinen „Murals“ beeindruckt.

The Cabinet of Curiosities

Das Mural (Dachauerstraße 100) ist ein Kompendium von Motiven, Raritäten und Gegenständen, die Liqen in seinem ganzen Leben in Erinnerung geblieben sind.


Ein Glücksfall für die Kunst der Wandmalerei ist die Wohnsiedlung Borstei. Hier ist das Schmücken der Gebäudefassaden sogar ein wesentlicher Teil des Konzepts, nach dem diese denkmal­ge­schützte Siedlung in den 1920er-Jah­ren errichtet wurde. Denn dem Architekten Bernhard Borst war Kunst wichtig. Das lässt sich heute noch an den zahlreichen Skulp­turen und Sta­tuen sowie an den Fresken an den Gebäuden ausmachen. Neben den haus­hohen Fresken mit mytho­lo­gischen Themen wurden auch ein Ge­rä­te­schup­pen und das Müll­häus­chen von außen mit Wandma­lereien verschönert. Die Malereien stellen Mär­chen­sze­nen dar und stammen von Heinrich Bickel (1897-1965).

„Märchenhafte“ Borstei


In Giesing findet man in der Martin-Luther-Straße das wohl größte Mural Münchens! Urheber ist der bekannte Street-Art-Künstler WON ABC (Mar­kus Müller), der es Ende 2019 anlässlich des hundertsten Geburtstags des Freistaats Bayern das Kunst­werk angefertigt hat. Es enthält Motive der Räterepublik von 1918. Dargestellt sind deren Anführer. Siehe auch Candidplatz.

Räterepublik (Ausschnitt)


Die Gegend in der Nähe des Leuchtenbergtunnels? Trostlos! Kaufhausparkplätze, ge­sichts­lose Wohn- und Bü­ro­gebäude, Beton! Aber – Moment mal: Seit einiger Zeit gibt es hier Farbe! Denn wie von Zauberhand wur­den manche Wände mit äußerst interessanten Wand­ge­mälden übermalt. Das Gewerbegebiet rund um die Neu­mark­ter Straße wandelt sich gerade zum Munich Art District, zu einem Stadtviertel, in dem Kunst im öf­fent­lichen Raum für jeden erlebbar ist. Mit District ist die Neumarkter Straße  in Berg am Laim  gemeint. Sie wird gera­de zu einer frei zugäng­li­chen Aus­stellungs­fläche im öf­fent­lichen Raum. Auch inter­na­tio­nale Größen der Street-Art-Szene könn­en hier ihrer Krea­ti­vität freien Lauf lassen. Das Projekt steht unter der Schirm­herr­schaft des Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­rium für Wissen­schaft und Kunst. Es hat mehre­re Immo­bilien­ent­wickler als Partner.



Schon sind zahlreiche Kunstwerke zu sehen. Bei­spiels­weise wurden die Außenwände eines Dis­coun­ters von Loomit und dem Fotorea­lismus-Ex­per­ten Bert MTA (Nils Jänisch) mit Le­bens­mit­tel­mo­tiven b­emalt. Ein roter Apfel, Wein­trau­ben, To­ma­ten, eine Breze und das Körndl­brot wirken derart plas­tisch, dass man direkt rein­beißen möchte. Loomit  (Mathias Köhler) ist ein Pionier der Street Art in Europa und gilt als einer der be­deu­tends­ten Graffiti­künstler weltweit.

Loomit  und Bert mta: „Die einfachen Dinge“


An anderer Stelle sieht man das 15 Meter große Mural „The Painter“ des Londoner Street-Art Künstlers, Il­lus­trators und Comiczeichners Dave the Chimp, der schon lange die Londoner Street-Art-Szene maßgeblich mit­prägt. Er konzentriert sich derzeit auf Veränderungen und positive Schwingungen mit seinen „Human Beans“ (menschlichen Bohnen) als Medium.

The Painter


Die Arbeiten des Kollektivs broke.today tragen alle unterschiedliche Handschriften – und doch sind die Künst­ler tief miteinander verbunden: Mit ihren Visionen verwandeln sie die Stadt in eine kreative Spielwiese und führen uns dabei in fremde Welten voller Farben und Formen, Gedanken und Geschichten. Auf einer über hun­dert Meter langen Mauer in der Neumarkter Straße zauberten die Künstler des Kollektivs ihre Visionen für das Munich Art District.

Erik Mayer vom Künstlerlollektiv „broke.today“


Gerald Jegal thematisiert mit seinem Mural „Lot und seine Tochter“ die Liebe und die Schwie­rig­keiten des Zusammenlebens in der heutigen Gesellschaft.

Lot mit seinen Töchtern


Johannes Brechter und Fader one gestalteten die Fassade dieses Hauses in der Neumarkter Straße.


Das „Musterhaus“, das Miriam Ganser zauberte, ist ein Symbol für sichtbargemachten Leerstand. Über die Fas­sade ziehen sich YinYang-Mäander, Schwein­chen­son­ne, abstrakte Muster und Symboliken – mit­ein­be­zogen wurden baulichen Gege­ben­heiten wie das Schau­fens­ter, in dem ein bemalter Vorhang hängt.

Musterhaus


Der europaweit in der Szene bekannte Tätowier- und Street-Art-Künstler Ralf Spitzer  alias Shamey ABC wurde auch im Munich Art District  tätig. Sein Kunstwerk für das Munich Art District  trägt den Titel „Tiger and Dragon“. Es wurde oder vom gleich­na­mi­gen Film inspiriert.

Tiger and Dragon

Shamey hat sich in den letzten Jahrzehnten einen Namen in der internationalen Graf­fi­ti­szene gemacht. Seine An­fänge waren Ende der Achtziger mit der Münchner Graf­fi­ti Crew ABC. Seine bemerkenswerte Verarbeitung von Farbe und Sprühlack, seine Techniken mit Pinsel und Airbrush sind einzigartig.


Die größte Herausforderung der Street-Art-Künstler besteht darin, neue Wände zu be­kom­men. Dazu muss man die Eigentümer davon überzeugen, dass etwas Besonderes an ihrem Haus entsteht. Die Eigentümer müssen für die Kunst an ihrem Haus nicht zahlen und haben immer ein Mitspracherecht.


Mit zahlreichen Graffiti und Wandmalereien ist das Werksviertel östlich des Ostbahnhofs ein Fest fürs Auge. Im ehemaligen Kunstpark Ost (später Kultfabrik) haben Kunst und Kultur (noch) einen festen Platz. Siehe auch Werksviertel.

Mural von Devita


Gemeinsam mit den bekannten Münchner Graffiti-Künst­lern Beastiestylez, Reyn, Fader  und Kürls  be­sprüh­ten Jugendliche bei einem Kunstprojekt der Haus­ver­waltung Hasen­bergl im Jahr 2016 freie Flächen in der GWG-Wohn­anlage in der Winter­stein­straße im Hasen­bergl. Es ent­standen echte Kunstwerke, die allesamt die un­ver­kennbare Handschrift der Schaf­fenden zeigen. Bevor es an die Arbeit ging, erklärten die Graffiti-Künstler den teil­neh­menden Ju­gend­lichen die theo­re­ti­schen Grund­lagen des „Sprayens“ und zeichneten grobe Skiz­zen an die Wände.

Das Projekt wurde von Frau Stein, der Sozialpädagogin der Hausverwaltung Hasenbergl ins Leben gerufen. Mit dieser Aktion sollten Jugendlichen im Viertel die Mög­lich­keit gegeben werden, ihre Umgebung aktiv mit­zu­ge­stal­ten. Das Viertel erhielt durch die Aktion eine Frei­luft­ga­le­rie, die Kunst für alle offen zugänglich machte.


Die Stadtwerke München sind besonders offen für Street Art. So wurden unansehnliche Zweckbauten mit far­bigen Murals zu interessanten Hinguckern. So sind bei­spiels­wei­se das Pumpenhäuschen am Kärntner Platz so­wie die Trafohäuschen am Pronnerplatz in Laim und am Agnes-Bernauer-Platz ausgezeichnete Vor­zei­ge­bei­spiele. Das Trafohäuschen des Prater-Wasserkraftwerks wurde sogar vom Münchner Graffiti-Künst­ler Loomit  bemalt. In der Corneliusstraße hängt am Gebäude der Stadtwerke seit einiger Zeit ein Street-Art-Kunst­werk. Und das bereits beschriebene größte Mural der Stadt ist am Um­spann­werk der SWM in Giesing zu finden.

Der Künstler Lion Fleischmann  hat das Was­ser­ver­sor­gungshaus der Stadtwerke München auf dem Max-Lebsche-Platz in Großhadern verschönert. Fische, die von Angelhaken und Müll befreit werden, ein schwan­geres Seepferdchen-Männchen, ein geimpfter Seestern, ein Einsiedler­krebs mit Mies­mus­chelbefall sowie eine Meeresschildkröte mit Prothese: Zen­tra­les Motiv ist die Oktopus-Krankenschwester, die sich mit acht Armen um alle gleich­zei­tig kümmert.


STW-Verteiler am Agnes-Bernauer-Platz


Die Auflistung könnte weitergehen, es würde aber den Rahmen dieser Webseite sprengen. Weitere „Loca­tions“ sind der Alte Schlachthof, die Isarinsel bei der Muffat­halle, das Werks­viertel und natürlich Brü­cken­pfeiler und Fuß­gän­ger­unter­führungen. Es lohnt sich jedenfalls, mit offenen Augen durch München spazieren gehen.


BUCHTIPP:
Streetart München: Reiseführer für Münchner
Das Buch ist eine Art Best Of, mit Texten und Fotos aus den beiden Vorgängerbüchern sowie einigen neuen Arbeiten. Münchens Streetart-Experte Martin Arz konzentriert sich ausschließlich auf Murals und Graffiti. Zudem gibt es einen Rückblick auf die Anfänge der Münchner Graffiti-Bewegung in den 80er-Jahren.